Sturmflut
Altersentsprechend unauffällig
Seit längerem war ich mal wieder bei "Frau Doktor", wie die Sprechstundenhilfen meine Ärztin nennen. Ich dachte mir, um zu ergründen, warum ich so höllisch müde bin und so fürchterlich friere, wäre ein General-Check-Up gar nicht so schlecht. Außerdem kann das im fortgeschrittenen Alter von 37 ja ohnehin nicht schaden.

Dort habe ich eben amtlich mitgeteilt bekommen, dass ich in guter Verfassung bin. Leicht erhöhte Cholesterinwerte sind allenfalls meiner Genusssucht im Bezug auf Belgische Meeresfrüchte zurückzuführen, das solle ich im Auge behalten.

So bin ich zwar immer noch müde, aber immerhin altersentsprechend unauffällig, die Zusammensetzungen sämtlicher Körperflüssigkeiten und Hormonspiegel befinden sich im Normbereich, ich ticke noch ganz richtig. Erleichtert mich irgendwie, weil ja kein Mensch freiwillig gern krank ist. Oder zumindest die wenigsten. Es kann also weitergehen.

Die Müdigkeit kann ich dann auf die Jahreszeit schieben - mir geht es ja nicht allein so. Und auf den Stress. Empfehlung der Ärztin: entspannen (Lesen? Musikhören? Yogakurs?). Nette Vorschläge. Gerade habe ich den Vertrag mit dem Fitnessstudio an jemand anderen abgegeben, weil das zur Zeit einfach nicht mehr geht, und einen Job habe ich immer noch nicht. Das mit der Entspannung stellt sich wohl erst dann ein, wenn ich weiß, ich habe Sicherheit und Perspektive. Aber es zeigt sich ein Silberstreif am Horizont, denn ich hatte gestern ein berauschend nettes Gespräch mit der Chefin einer örtlichen Werbeagentur. Wäre schön, wenn daraus etwas würde.

Alldieweil bleibe ich altersentsprechend unauffällig.