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Donnerstag, 24. Juli 2014
Der Unterschied
Am 24. Jul 2014 im Topic 'Hoch- und Niedrigwasser'
Über die Notwendigkeit von Erwerbsarbeit lässt sich natürlich trefflich streiten. Das lasse ich aber mal an dieser Stelle. Fest steht eines: Seit Antritt meiner neuen Stelle geht es mir ausgezeichnet.
Während meiner gesamten Zeit in der Werbeagentur hatte ich nagende Zweifel an allem. Reicht mein Engagement? Werde ich die Erwartungen erfüllen? Werde ich mit der Kollegin irgendwann klarkommen? Muss ich an meiner Persönlichkeit arbeiten? Bin ich tatsächlich so sozial unfähig, wie ich hingestellt werde? Und andererseits: Werde ich auch irgendwann einmal halbwegs pünktlich nach hause kommen? Werde ich irgendwann wieder ein- und durchschlafen können, ohne zu grübeln? Werde ich wirklich etwas lernen können? Ich könnte noch viel mehr auf die Liste setzen.
All diese schweren, schwarzen Bedenken haben sich in Luft aufgelöst. Da ist ein Unterschied. Dies ist der Unterschied:
In meinem neuen Betrieb werden sich die Finger schmutzig gemacht. Dieser Pott "Grüne Tante" - ein Klassiker, den alle kennen, die öfter mal groben Dreck von der Haut entfernen müssen - steht auf dem Damenklo am Waschbecken und versinnbildlicht für mich den einen gewaltigen und gewichtigen Unterschied zwischen meinem alten und meinem neuen Betrieb: Hier ist sich niemand für irgendeine Arbeit zu fein.
Natürlich gibt es Hierarchien und Hackordnungen, und manches wird sich mir nach anderthalb Monaten einfach noch nicht erschlossen haben. Aber die Menschen um mich herum sind Handwerker, ganz gleich, ob sie jetzt mit dem Kopf oder den Händen handwerken. Da gibt's nicht viel Schickimicki.
Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn meine Ex-Kollegin auf ihren Givenchy-Stilettos in unsere Produktionshallen gestolpert käme, gebührend bewundert vom umstehenden Publikum in Jeans und Firmen-T-Shirts, und ihr Näschen über den Duft von Lösemittel rümpfen würde. Ich schmunzele. Aber dabei bleibt es dann auch.
Ich befinde mich jetzt in einem Umfeld, in dem ich wirklich etwas lerne, in dem man mir Dinge zutraut, in dem zwar kritisiert, aber nicht gelästert wird. In dem aber auch niemand solche Sätze sagen würde wie "Ich brauche das nicht zu tun, denn ich bin hier die Kreative!" Es zeigt mir (ähnlich wie die in meiner Berufsschulklasse entstandene Gemeinschaft), dass ich keine soziale Legasthenikerin bin.
Ich freue mich. Dieses reibungslose Funktionieren und angenehme Arbeiten macht die erlebten Zweifel obsolet. Nicht ich bin diejenige mit dem Dachschaden. Ich kann zurückblicken und die Episode Werbeagentur als eine schwierige Zeit verbuchen, nach der ich immer noch auf meinen beiden Beinen stehe und einiges über mich selbst jetzt besser weiß.
Ich mag "Grüne Tante". Tausendmal lieber als Armani.
Während meiner gesamten Zeit in der Werbeagentur hatte ich nagende Zweifel an allem. Reicht mein Engagement? Werde ich die Erwartungen erfüllen? Werde ich mit der Kollegin irgendwann klarkommen? Muss ich an meiner Persönlichkeit arbeiten? Bin ich tatsächlich so sozial unfähig, wie ich hingestellt werde? Und andererseits: Werde ich auch irgendwann einmal halbwegs pünktlich nach hause kommen? Werde ich irgendwann wieder ein- und durchschlafen können, ohne zu grübeln? Werde ich wirklich etwas lernen können? Ich könnte noch viel mehr auf die Liste setzen.
All diese schweren, schwarzen Bedenken haben sich in Luft aufgelöst. Da ist ein Unterschied. Dies ist der Unterschied:
In meinem neuen Betrieb werden sich die Finger schmutzig gemacht. Dieser Pott "Grüne Tante" - ein Klassiker, den alle kennen, die öfter mal groben Dreck von der Haut entfernen müssen - steht auf dem Damenklo am Waschbecken und versinnbildlicht für mich den einen gewaltigen und gewichtigen Unterschied zwischen meinem alten und meinem neuen Betrieb: Hier ist sich niemand für irgendeine Arbeit zu fein.
Natürlich gibt es Hierarchien und Hackordnungen, und manches wird sich mir nach anderthalb Monaten einfach noch nicht erschlossen haben. Aber die Menschen um mich herum sind Handwerker, ganz gleich, ob sie jetzt mit dem Kopf oder den Händen handwerken. Da gibt's nicht viel Schickimicki.
Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn meine Ex-Kollegin auf ihren Givenchy-Stilettos in unsere Produktionshallen gestolpert käme, gebührend bewundert vom umstehenden Publikum in Jeans und Firmen-T-Shirts, und ihr Näschen über den Duft von Lösemittel rümpfen würde. Ich schmunzele. Aber dabei bleibt es dann auch.
Ich befinde mich jetzt in einem Umfeld, in dem ich wirklich etwas lerne, in dem man mir Dinge zutraut, in dem zwar kritisiert, aber nicht gelästert wird. In dem aber auch niemand solche Sätze sagen würde wie "Ich brauche das nicht zu tun, denn ich bin hier die Kreative!" Es zeigt mir (ähnlich wie die in meiner Berufsschulklasse entstandene Gemeinschaft), dass ich keine soziale Legasthenikerin bin.
Ich freue mich. Dieses reibungslose Funktionieren und angenehme Arbeiten macht die erlebten Zweifel obsolet. Nicht ich bin diejenige mit dem Dachschaden. Ich kann zurückblicken und die Episode Werbeagentur als eine schwierige Zeit verbuchen, nach der ich immer noch auf meinen beiden Beinen stehe und einiges über mich selbst jetzt besser weiß.
Ich mag "Grüne Tante". Tausendmal lieber als Armani.
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