Sturmflut
Wieder gelesen.
Dämmerung. Ein Nachmittag im Januar. Lidy, auf einem Fährschiff auf dem Krammer, wusste so ungefähr, wo sie sich befand. Der Krammer ist der südöstliche Teil des Grevelingen, und der Grevelingen ist der Arm der Nordsee, der Zuid-Holland und Zeeland trennt. Bekannte Dinge, die heute absolut nicht gegen das ankamen, was sich dort vor ihren Augen abspielte, und nicht nur vor ihren Augen. Auch unter ihr, in der Tiefe, und hinter ihr war etwas im Gange, das sich unmöglich auf irgendeiner Land- oder Wasserkarte einzeichnen ließ. Es ließ sich nicht einmal richtig betrachten. Groß und lautstark schien es sich selbst umzusehen, mit Absichten, die kein Mensch in Worte fassen konnte aufgrund der simplen Tatsache, dass kein Mensch hier auch nur die geringste Rolle spielte. Man konnte es allenfalls ein wenig umschreiben: Es bläst ein kalter Wind von See - und es dann dabei belassen.

Margriet de Moor, "Sturmflut"