Sturmflut
Wieder mal enttäuscht.
Ist der beste Schutz vor Enttäuschung, sich nicht mehr auf etwas zu freuen?

Erst gestern fragte mich der Gatte, ob ich mir inzwischen wieder vorstellen könne, mit Freundin S. zu wandern. Was ich täte, wenn sie mich fragte, ob wir dieses oder nächstes Jahr wieder zusammen aufbrechen würden. Ich sagte ihm ganz aus dem Bauch heraus, ich würde ablehnen und es damit begründen, dass meine Finanzen es zur Zeit nicht zulassen. Ich würde mir ansehen, wie sich alles weitere in ihrem Leben entwickele, bevor ich noch einmal mit ihr auf den Pfad ginge.

Auf Bauchgefühle soll man hören.

S. hatte sich für Pfingsten angesagt. Schon seit Monaten haben wir darüber gesprochen, wie nett es wäre, ein paar Tage Zeit zusammen zu haben, vielleicht ein bisschen spazieren zu gehen oder ein Boot zu mieten und auf den See zu fahren. Vor allem aber, miteinander zu reden, nachdem uns im Alltag so wenig Raum bleibt, das Leben und die Gedanken der anderen zu teilen.

Sie wird nicht kommen. Zu anstrengend sei ihr letztes Wochenende gewesen, zu müde sei sie, sie seien ja auch gerade erst aus D. wieder zurück.

Als es darum ging, mitfühlend nachzufragen, ob in D. irgendwas gravierendes passiert sei und wie es ihren Lebensabschnittsschwiegereltern gehe, versagten mir meine Finger den Dienst. Für Mitgefühl bin ich gerade zu enttäuscht und sauer.

So ganz allmählich habe ich sogar den Verdacht, das könnte ein Dauerzustand werden.