Sturmflut
Sonntag, 9. Februar 2014
Ungeordnete Gedanken
über meine erste Arbeitswoche
Die war so voll, dass ich weder selbst zum bloggen kam, noch groß anderswo kommentiert habe, noch Mails beantwortet habe - und auch die Bügelwäsche steht noch herum. Der werde ich mich aber gleich widmen.

Was für ein Schnitt. Es ist gar nicht so einfach, von null auf hundert umzuschalten. Um Missverständnissen vorzubeugen, ich beklage mich nicht. Mal davon abgesehen, dass alles besser ist als dieses hoffnungslose, bittstellerische Herumgammeln zwischen Ämtern, Anträgen, Langeweile und Perspektivenmangel, muss ich deutlich festhalten: Ich habe es verdammt gut getroffen.

Bereits in diesen ersten Tagen habe ich gemerkt, dass ich genau da bin, wo ich sein will, dass meine Chefin meine Auffassung von Arbeitshaltung und -atmosphäre teilt und dass sich mir inhaltlich neue Universen erschließen, die bestimmte Saiten in mir zum Klingen bringen.

Denn massiven Input quittierte mein Körper dann am gestrigen Morgen trotz oder vielleicht gerade wegen all der Erleichterung und dem Spannungsabfall mit einem Migräneanfall. Die Migräne und ich sind alte Bekannte, und ich fragte mich schon, wann es dazu kommen würde. Also überraschte mich das auch nicht. Aber jetzt bewege ich mich arbeitstechnisch in einem Feld, das mich ohnehin fesselt, und ich werde mich darin üben müssen, mir Freiräume zu schaffen, die absolut gar nichts damit zu tun haben.

Gleichzeitig gibt es viel zu lernen. Ich habe das Gefühl, dafür viel zu wenig Zeit zu haben, aber das legt sich sicher noch. Wozu allerdings Religionsunterricht in der Berufsschule gut sein soll? Ich verstehe ja schon nicht, was der in allgemeinbildenden Schulen zu suchen hat. Möglich, dass ich den bestreiken darf (aufgrund meines Alters, des Abiturs (3. Prüfungsfach Katholische Religionslehre) oder vielleicht auch aufgrund meiner Konfessionslosigkeit). Wenn ich müsste, würde ich den auch absitzen und eine gute Note liefern. Aber wenn ich eine Grundsatzdiskussion führen müsste über dessen offenkundige Sinnlosigkeit, dann würden reichlich Späne fallen. Ich nehme dann gern den Ethik-Unterricht. Oder Stillbeschäftigung, da kann ich Fachbücher wälzen.

Ach, und dann ist da noch Kollegin M.* Ich verzichte auf eine genauere Beschreibung ihrer Position und Aufgaben. M.* ist intelligent und kreativ und ganz nett, hat aber leider das Ausdrucksvermögen und Sozialverhalten eines Teenagers (wobei ich damit sicher manchem Teenager Unrecht tue, sorry!), ziemliche Allüren, einen ausgeprägten Markenfimmel und ist eine riesengroße Dampfplauderin (bis hin zu dem Umstand, dass sie manchmal einfach lügt). Ihre permanenten Versuche, alle zu beeindrucken, nerven nur. Insgeheim schließe ich mit mir selbst Wetten darüber ab, ob die Chefin das noch innerhalb der Probezeit bemerkt oder erst hinterher. Alldieweil übe ich mich in Gelassenheit, was gar nicht immer so einfach ist.

Die Ereignisse werden sich entfalten, und ich bin sehr, sehr gespannt. Endlich ist mal etwas genau richtig gelaufen, und darüber freue ich mich unglaublich.

*Name von der Verfasserin geändert.

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