Sturmflut
Schwer zu verstehen...
...ist es offenbar, warum ich meinen Vater meide wie der Teufel das Weihwasser.

Gestern wurde mir nahegelegt, irgendwann werde ich doch sicher wieder "zurückkehren zur Familie". So als habe ich mich aus diesem Hort der Glückseligkeit und gegenseitigen Liebe unnötigerweise und aus reichlich irrationalen Gründen zurückgezogen und als müsse mich erst die Erkenntnis treffen, wie gut ich es gehabt habe, damit ich mich der Familie wieder zuwende.

Wie gut es sei, dass ich an mir arbeite, das gestand man mir immerhin noch zu. Aber dass ich meine Gründe habe, ist wohl schwer nachzuvollziehen.

In dem kleinen Kaff ist es schlicht undenkbar, dass Eltern Dinge tun, mit denen Kinder nicht leben können. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, kann es auch nicht sein, dass ich stichhaltige Gründe habe. Ich bin eine wandelnde Fehlfunktion, und wenn meine Schaltkreise alle wieder gerade gerückt sind, dann werde ich schon von allein einsehen, dass meine Eltern "schließlich meine Eltern" sind, die ich nicht einfach so aus meinem Leben ausschließen darf.

Ein Kampf gegen Windmühlenflügel, hier Verständnis und Solidarität zu erwarten oder auch nur zu wünschen. Trotzdem muss der Ärger raus. Mich überkommt inneres Entsetzen über das Ausmaß der Ignoranz, die diese kleine, dörfliche Welt aufrecht erhält. Hier lässt man auf den großen, einmaligen, charmanten Mann, den ich meinen Vater nennen muss, nichts kommen. Lieber erklärt man seine Tochter für zumindest zeitweise unzurechnungsfähig und vollkommen neben der Spur.

In so einer Situation das Schiff auf Kurs zu halten ist extrem schwierig. Ich werde trotzdem versuchen, aufrecht an Deck stehen zu bleiben.

Meine Musik des Tages:
Tori Amos - Black-Dove (January)