Verluste, Gewinne
Am 29. Mär 2013 im Topic 'Tiefseetauchen'
Heute nutzte ich den freien Tag zu einem Besuch bei Freundin I. Wie bereits so oft verbrachte wir ein paar wunderbare Stunden auf ihrem Sofa. Mit liebevoller Sorgfalt hatte sie allerhand leckere Kleinigkeiten auf einer Platte zusammengestellt, eine große Kanne Tee gekocht, und wir sprachen, und die Zeit flog. Solche Momente sind so voller Leben. Die gegenseitige Wertschätzung und tiefe Freundschaft zwischen uns ist etwas, das mich immer wieder überrascht und berührt. Verstehen ist immer zwischen uns, auch wenn wir uns lange nicht gesprochen oder gesehen haben. Es ist die Art unprätentiösen Umgangs miteinander, die ich insgesamt nur mit wenigen Menschen in meinem Umfeld erlebe. Es ist Freundesliebe. Ich fühle mich wohl, ich fühle mich beschenkt mit diesem Menschen, immer wieder aufs Neue.
Während der Fahrt in der Bahn musste ich oft schmunzeln. Der Zug war nicht sonderlich voll, hier und da waren Familien unterwegs mit kleinen Kindern. Auf dem Heimweg sah ich neben meinem Fenster draußen ein Großelternpaar auf dem Bahnsteig. Er deutete auf die Tür, Da sind sie!, ein Strahlen in seinen Augen und in ihren auch. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung, und ich sah die Freude der Zusammenkunft, den Vater mit den beiden strahlenden Kindern und die fröhlichen Großeltern an mir vorbeiziehen und freute mich ein bisschen mit.
Aber da ist auch ein bisschen Wehmut. Ja, ich bin mir sicher, auch die Augen meines Vaters strahlen so, wenn er seine Enkelkinder sieht. Auch meine Nichte und mein Neffe freuen sich vermutlich, wenn sie ihren Großvater, ihre Großmutter zu den Feiertagen sehen. Ich habe mich aus dieser Familie ausgeschlossen, es liegt also an mir, dass ich diese Freude nicht sehe, mich nicht mitfreue, sondern in der Distanz bleibe. Dennoch ist mir auch klar, dass diese Distanz für mich nötig ist. Und dass nicht alles, das nach außen unbefangen scheint, das auch tatsächlich ist.
Ich bleibe gespalten zurück, aber es geht mir gut mit dieser Gespaltenheit, eigenartigerweise. Es sind meine eigenen Entscheidungen, die dazu geführt haben, dass alles nun so ist, wie es ist, und es waren gute Entscheidungen. Für mich. So, wie sie nun einmal sind.
Da ist Traurigkeit darüber, dass die Leichtigkeit und aufrechte Freude, die man in manchen Familien sieht und erlebt, in meiner Herkunftsfamilie für mich nicht spür- und erlebbar waren und sind. Manches Mal war ich fassungslos über den selbstverständlich liebevollen Umgang, der innerhalb einiger Familien gepflegt wird, weil ich erst da begriffen habe, dass es auch anders geht. Offenbar ist es nicht notwendig, dass sich immer irgendwer oder oft sogar alle Beteiligten verbiegen, verleugnen, misstrauen und betrügen. Es geht tatsächlich auch anders. Dieses Anderssein trage ich immer mal wieder zu Grabe, auf dem Grabstein steht mein Familienname, da steht Hier nicht!, und mein Herz weint.
Wäre da nicht dieses Trotzdem, dieses wohltuende Gegengewicht, das mich die Möglichkeit und Vollendung eines aufrichtigen und liebevollen Umgangs im Kontakt mit anderen Menschen immer wieder neu erleben lässt, dann wäre das vielleicht nicht auszuhalten. Aber es ist, und es ist wirklich verdammt gut. Vor Jahren hätte ich das Ausmaß an Vertrauen und wechselseitiger Zugewandtheit mit den verschiedenen Menschen in meinem Leben im Traum nicht für möglich gehalten. Vielleicht konnte ich es auch bloß nicht zulassen. Aber jetzt ist es da.
Gewinne, Verluste, Verluste, Gewinne. Mir scheint, ich musste vieles erst verlieren und Verlust begreifen, bevor ich auch den Gewinn begreifen und annehmen konnte. Ich bin meinem Leben dankbar dafür.
Während der Fahrt in der Bahn musste ich oft schmunzeln. Der Zug war nicht sonderlich voll, hier und da waren Familien unterwegs mit kleinen Kindern. Auf dem Heimweg sah ich neben meinem Fenster draußen ein Großelternpaar auf dem Bahnsteig. Er deutete auf die Tür, Da sind sie!, ein Strahlen in seinen Augen und in ihren auch. Der Zug setzte sich wieder in Bewegung, und ich sah die Freude der Zusammenkunft, den Vater mit den beiden strahlenden Kindern und die fröhlichen Großeltern an mir vorbeiziehen und freute mich ein bisschen mit.
Aber da ist auch ein bisschen Wehmut. Ja, ich bin mir sicher, auch die Augen meines Vaters strahlen so, wenn er seine Enkelkinder sieht. Auch meine Nichte und mein Neffe freuen sich vermutlich, wenn sie ihren Großvater, ihre Großmutter zu den Feiertagen sehen. Ich habe mich aus dieser Familie ausgeschlossen, es liegt also an mir, dass ich diese Freude nicht sehe, mich nicht mitfreue, sondern in der Distanz bleibe. Dennoch ist mir auch klar, dass diese Distanz für mich nötig ist. Und dass nicht alles, das nach außen unbefangen scheint, das auch tatsächlich ist.
Ich bleibe gespalten zurück, aber es geht mir gut mit dieser Gespaltenheit, eigenartigerweise. Es sind meine eigenen Entscheidungen, die dazu geführt haben, dass alles nun so ist, wie es ist, und es waren gute Entscheidungen. Für mich. So, wie sie nun einmal sind.
Da ist Traurigkeit darüber, dass die Leichtigkeit und aufrechte Freude, die man in manchen Familien sieht und erlebt, in meiner Herkunftsfamilie für mich nicht spür- und erlebbar waren und sind. Manches Mal war ich fassungslos über den selbstverständlich liebevollen Umgang, der innerhalb einiger Familien gepflegt wird, weil ich erst da begriffen habe, dass es auch anders geht. Offenbar ist es nicht notwendig, dass sich immer irgendwer oder oft sogar alle Beteiligten verbiegen, verleugnen, misstrauen und betrügen. Es geht tatsächlich auch anders. Dieses Anderssein trage ich immer mal wieder zu Grabe, auf dem Grabstein steht mein Familienname, da steht Hier nicht!, und mein Herz weint.
Wäre da nicht dieses Trotzdem, dieses wohltuende Gegengewicht, das mich die Möglichkeit und Vollendung eines aufrichtigen und liebevollen Umgangs im Kontakt mit anderen Menschen immer wieder neu erleben lässt, dann wäre das vielleicht nicht auszuhalten. Aber es ist, und es ist wirklich verdammt gut. Vor Jahren hätte ich das Ausmaß an Vertrauen und wechselseitiger Zugewandtheit mit den verschiedenen Menschen in meinem Leben im Traum nicht für möglich gehalten. Vielleicht konnte ich es auch bloß nicht zulassen. Aber jetzt ist es da.
Gewinne, Verluste, Verluste, Gewinne. Mir scheint, ich musste vieles erst verlieren und Verlust begreifen, bevor ich auch den Gewinn begreifen und annehmen konnte. Ich bin meinem Leben dankbar dafür.