Sturmflut
Psychotherapie, zweite Runde
Während vor mir dieses leere Textfeld wartet, gefüllt zu werden, merke ich, was für Hemmungen ich doch habe, dies hier zu schreiben. Wenn ich genauer darüber nachdenke, hängen diese Hemmungen unmittelbar mit dem zusammen, was ich mir als Klischees über Psychotherapie in den Köpfen anderer vorstelle. Vorurteile. War klar, die hat ja auch einen an der Waffel!

Ja, ich hab' sie nötig. Das möchte ich trotz allem inzwischen so deutlich schreiben. Weil es eben keine Schande ist und keine Schwäche, sich an jemanden zu wenden, der der Seele helfen kann. Ich bin es mir einfach schuldig - das wurde mir vor ein paar Wochen klar. Talsohle erreicht, Leidensdruck groß genug. Und bereits ab dem Moment, in dem mich mein Therapeut zurückrief, um einen Termin auszumachen, merkte ich, dass das gut tut. Zu glauben, ich müsse alles allein bewältigen, ist Teil des Problems. Das erschwert die Sache, wenn es nicht sogar unmöglich macht, nach Hilfe zu greifen.

Heute, im Sessel ihm zum ersten Mal seit Jahren wieder gegenüber sitzend, habe ich gemerkt, dass ich mich wider Erwarten auch verändert habe. In mir ist mehr Leben. Das ist mir so kostbar, dass ich es nicht an die allesfressenden Ängste und harten Ansprüche in mir verschwenden will.

Ab und an braucht man jemanden, an dessen Seite man wieder man selbst werden kann.

Meine Musik des Tages:
My Vitriol - Always Your Way