Sturmflut
Und täglich grüßt das Murmeltier...
Vermutlich gehört es wohl zum Leben dazu, immer mal wieder enttäuscht zu werden. Ich ärgere mich darüber, dass ich so dumm war, zu hoffen. Vielleicht gibt es Leute, die sowas mit einer wegwerfenden Handbewegung und einem "Tja!" hinter sich lassen. Ich gehöre nicht zu denen.

Wieder mal geht es um S.. Aus gutem Grund hatte ich meinen diesjährigen Urlaub vollkommen ohne sie geplant. So schön unsere gemeinsamen Erlebnisse gewesen sind, sie sind nicht wiederholbar. Ich habe es vermieden, ihr überhaupt von meinen Niederlande-Wander-Plänen zu berichten, was vielleicht auch ein bisschen unaufrichtig war, aber ich wollte nichts Altes wieder aufwärmen. Weil die Sprache unausweichlich darauf gekommen wäre, dass wir das doch auch unbedingt mal wieder zusammen machen müssen, ach, das wäre schön.

Ja, schön wäre so einiges. Ich habe schon verstanden, dass sich S. nicht ändern wird oder zumindest, dass es vermessen ist, mir das zu wünschen. Im Frühjahr kündigte sie von sich aus an, im August zu Besuch kommen zu wollen. Ein paar Tage, vielleicht wären wir über die Grenze gefahren zu einem Bummel, Kaffee trinken, spazieren gehen, reden.

Offen wollte ich sein und S. auf mich zukommen lassen, so, wie sie es eben am besten kann. Ich nahm an, sie könne es so am besten, wie sie es mir ankündigte. Ein großer Irrtum. Und es ist ein ebenso großer Irrtum meinerseits, zu glauben, wenn ich nur meine Erwartungen tief genug hänge, sei kein Raum mehr für Enttäuschungen.

S. meldete sich bei mir und schlug ein Nachmittagstreffen gemeinsam mit dem Gemahl, ihrem Lebensgefährten und Freundin I. und deren Mann vor - bei I. zuhause. Ich habe das zähneknirschend angenommen. Mir passte aber schon da nicht, dass sie wieder mal uns alle zusammen "abfrühstücken" wollte, und das, anstatt für die ursprünglich gedachten mehreren Tage zu mir zu kommen. Aber die Aussicht, sie mal wieder zu sehen, war doch noch gewichtiger als der grundsätzliche Ärger.

Heute schickte sie dann eine Mail, in der sie eine Vorverlegung des Termins vorschlug - weil I. und ihr Mann an dem genannten Sonntag keine Zeit hätten.

Bei S. gibt es immer einen Moment, der alles wendet und in dem es mir reicht. Das hier war er für dieses Mal. Ich frage mich, ob ich blöd bin, dass ich mich immer wieder enttäuschen lasse, oder ob das nun einmal einfach so sein muss, wenn sich zwei Menschen begegnen. Normalerweise interessieren mich Kontostände nicht - nicht unter Freunden. Aber in diesem Fall macht es mir was aus.

Es sind immer nur leere Versprechen. Die mit ihr verbrachte Zeit hat mir immer viel bedeutet. Aber was nützt das, wenn ich für sie nur ein Termin bin? Lieber wär's mir, sie verspräche nichts mehr.