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Donnerstag, 20. Mai 2010
Ginkgo
Am 20. Mai 2010 im Topic 'Hoch- und Niedrigwasser'
So viel sinnbildlich-symbolträchtige Scheinheiligkeit ist kaum zu ertragen.
Ich fand heute beim Nachhausekommen in meinem Briefkasten einen dick wattierten Umschlag, aus dem mir dann beim Öffnen ein großer, silberner Anhänger in Form eines Ginkgo-Blattes samt passender Schlangenkette entgegenfiel. Garniert war alles mit einer Postkarte (Hundertwasser-Motiv "Der große Weg"), beschrieben in der Handschrift meiner Mutter mit den sorgfältig ausgewählten Worten meines Vaters... Er diktiert, sie notiert.
Ich hätte mir besser einen Kirchenkalender gekauft. So aber wurde mir wieder einmal zuteil, wovon mir mittlerweile beinahe schlecht wird: Die "liebevolle" Zuwendung meiner Eltern. Ein Zeichen der Freundschaft und der Überlebenskunst solle mir das sein, aus ihrer Hand. Da habe ich wohl offenbar das Konzept der Freundschaft missverstanden.
Und Überlebenskunst? Dass ich noch lebe habe ich wirklich nicht ihnen zu verdanken...
Kraft wünschten sie mir, so hieß es weiter, für meine Lebenstiefen. Als seien letztere vom Himmel geregnet wie ein höheres Schicksal. Schicksalhaft sind meine Lebenstiefen nun wirklich nicht, und um zu dieser Erkenntnis zu kommen habe ich viel wagen müssen - vor allem einen sehr genauen und offenen Blick auf das, was hinter mir liegt.
Aber sicher kommt bald wieder die Sonne zum Vorschein in meinem Leben - jetzt, da mich so ein wunderbarer silberner Ginkgo-Anhänger daran erinnert, dass mich meine Elternam liebsten wieder kontrollieren, mich bestechen, benutzen, mich einverleiben und instrumentalisieren, mich manipulieren würden lieben. Zu so einem hübschen Geschenk sagt man ja nicht nein...
Der Hohn tropft aus diesem Umschlag. Meine erste, spontan emotionale Reaktion war "Wie können sie es wagen, nach allem, was war...?" Manchmal sind die spontanen Reaktionen die richtigen.
Ich musste sofort an den Anhänger denken, den mein Vater an seinem Autoschlüssel trägt. Er hat die Form eines Ginkgo-Blattes in Silber, und er bekam ihn von einer seiner Geliebten geschenkt. In sich wiederholenden sentimentalen Anwandlungen berichtete er mir immer wieder davon, wie sehr ihn dieser Anhänger an sie erinnere... Das hat meine Mutter wohl nicht gewusst, als sie seine Worte auf die Karte schrieb.
Es ist, als hätte ich ihr niemals erzählt, was er getan hat. Und er ist sich ohnehin keiner Schuld bewusst. In diesem goldigen Nirvana, in dem sie sich befinden, lassen sich schwere Verletzungen und Enttäuschungen sicher mit einem silbernen Kettchen und ein paar warmen Worten glattbügeln.
In meinem Universum nicht.
Ich fand heute beim Nachhausekommen in meinem Briefkasten einen dick wattierten Umschlag, aus dem mir dann beim Öffnen ein großer, silberner Anhänger in Form eines Ginkgo-Blattes samt passender Schlangenkette entgegenfiel. Garniert war alles mit einer Postkarte (Hundertwasser-Motiv "Der große Weg"), beschrieben in der Handschrift meiner Mutter mit den sorgfältig ausgewählten Worten meines Vaters... Er diktiert, sie notiert.
Ich hätte mir besser einen Kirchenkalender gekauft. So aber wurde mir wieder einmal zuteil, wovon mir mittlerweile beinahe schlecht wird: Die "liebevolle" Zuwendung meiner Eltern. Ein Zeichen der Freundschaft und der Überlebenskunst solle mir das sein, aus ihrer Hand. Da habe ich wohl offenbar das Konzept der Freundschaft missverstanden.
Und Überlebenskunst? Dass ich noch lebe habe ich wirklich nicht ihnen zu verdanken...
Kraft wünschten sie mir, so hieß es weiter, für meine Lebenstiefen. Als seien letztere vom Himmel geregnet wie ein höheres Schicksal. Schicksalhaft sind meine Lebenstiefen nun wirklich nicht, und um zu dieser Erkenntnis zu kommen habe ich viel wagen müssen - vor allem einen sehr genauen und offenen Blick auf das, was hinter mir liegt.
Aber sicher kommt bald wieder die Sonne zum Vorschein in meinem Leben - jetzt, da mich so ein wunderbarer silberner Ginkgo-Anhänger daran erinnert, dass mich meine Eltern
Der Hohn tropft aus diesem Umschlag. Meine erste, spontan emotionale Reaktion war "Wie können sie es wagen, nach allem, was war...?" Manchmal sind die spontanen Reaktionen die richtigen.
Ich musste sofort an den Anhänger denken, den mein Vater an seinem Autoschlüssel trägt. Er hat die Form eines Ginkgo-Blattes in Silber, und er bekam ihn von einer seiner Geliebten geschenkt. In sich wiederholenden sentimentalen Anwandlungen berichtete er mir immer wieder davon, wie sehr ihn dieser Anhänger an sie erinnere... Das hat meine Mutter wohl nicht gewusst, als sie seine Worte auf die Karte schrieb.
Es ist, als hätte ich ihr niemals erzählt, was er getan hat. Und er ist sich ohnehin keiner Schuld bewusst. In diesem goldigen Nirvana, in dem sie sich befinden, lassen sich schwere Verletzungen und Enttäuschungen sicher mit einem silbernen Kettchen und ein paar warmen Worten glattbügeln.
In meinem Universum nicht.
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