Sturmflut
Freitag, 9. März 2012
Warum nicht?
Warum nicht die goldenen Tage wieder aufleben lassen? Wie war das noch? Die Sitzecke unter der Buche, umsäumt von Buchsbaumhecken, ein langer, massiver Tisch, um den wir alle sitzen, unbeschwert lachend, leicht angeheitert vom Bier. Das rauchende Holzkohlenfeuer im Grill, zischend fällt ab und an ein Tropfen Fett in die Glut. Sie ermahnt ihn, das Fleisch nicht zu schwarz werden zu lassen, denn "...das ist krebserregend!", und er: "Ja, ja, ich weiß!" Und isst es trotzdem. Die Sonne, die im Westen hinter den Häusern der Siedlung orange untergeht, wirft die langen Schatten der Lebensbaumhecke auf den Rasen. Irgendwann geht er ins Haus und holt eine Flasche Grappa und schenkt uns ein, und wir können sehen, dass er glücklich ist - all seine Lieben um den großen Tisch versammelt, so, wie er es gern hat. Sich als Teil von allem und allen fühlend, lebendig, echt, präsent. Schöne Abende waren das doch hier, und viele weitere schöne sollen es noch werden.

Warum also nicht diese goldenen Tage wieder aufleben lassen?

Die Antwort ist einfach: Das alles ist nicht, was es scheint und war es auch nie. Es ist der Analogkäse unseres Lebens - fade, falsch und ekelhaft. Die Leichtigkeit ist Maskerade. Wir sind nicht seine Lieben, wir sind seine Spiegel. Niemand fühlt sich leicht außer ihm. Vordergündig ist Lachen. Aber der Rest ist versteckter Widerwille, ist Haß, Angst, unter den Teppich gekehrter Schmerz, ist Vorsicht, Anspannung, Misstrauen. Vor allem anderen Widerwille, Ekel, Abscheu. Es ist eine Schmierenkomödie, die etliche Jahre zu lang aufgeführt wurde.

Deshalb nicht.

Die Tage waren nicht golden. Das Spiel ist vorbei, die Protagonisten sind ausgestiegen. Spielt allein weiter, spielt ohne Publikum, drescht hohle Phrasen, wenn ihr unbedingt müsst. Aber tut es ohne uns.

Meine Musik des Tages:
Death Cab for Cutie - I Will Possess Your Heart

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