Sturmflut
Samstag, 3. November 2012
Eigenartig.
Aufräumen macht mich eigenartig.

Ich habe zu viel Zeugs. Hebe jeden Zettelkram auf. Habe tausend Schachteln, in denen sich nützliche und unnütze Dinge befinden. In der kleinen Obstkiste auf meinem Schreibtisch häufen sich Rechnungen, Lohnabrechnungen, Quittungen, Postkarten, Flyer und Kontoauszüge, denen ich die ordentliche Ablage bislang verweigert habe. Und wo hebt man bitte die Wolle auf, die man noch nicht verstrickt hat? Diese anderthalb Knäuel, die übriggeblieben sind? Im Bettkasten meines Schlafsofas? Nur vorerst.

Was macht man mit den abgrundtief hässlichen Brillenetuis aus Plastik, die man beim Optiker dazugeschenkt bekommen hat, niemals aber eintauschen würde gegen das hübsche lederne aus dem Weltladen (welches das einzige ist, das überhaupt benutzt wird)? Wohin mit den Goodies, die man als Tauschobjekt fürs Geocaching benutzen will? Für die Zwischenlagerung der Jeanshosen, die ich noch versteigern will, weil sie mir nicht passen, ist der Kleiderschrank zu klein.

Irgendwie ist alles zu viel, stapelt sich, verschwindet in Kisten, weil ich es in manchen Angelegenheiten nicht aushalte, mich zwecks Aussortierung damit auseinanderzusetzen. Mich nimmt das immer mit, auf eine seltsam fundamentale Art. Die braune Winterjacke, die ich vor sechs Jahren gekauft hatte und die mir immer noch gut gefällt, aber so dermaßen abgetragen ist, dass man nicht mehr damit herumlaufen kann, wird den Weg alles Irdischen gehen, aber es tut mir weh. Die Unterlagen zum Thema Rechtsextremismus, die mir S. mal fürs Studium lieh, bringe ich ihr beim nächsten Besuch mit.

Keine Ahnung, wieso mich das so herausfordert. Jetzt ist alles irgendwo verstaut, alles ist wieder übersichtlich, geordnet, klar, und ich fühle mich wohl. Aber es nervt mich, dass in den Schubladen so viel Geschichte steckt, dass es so viele Dinge gibt, die ich mitschleppe und von denen ich nicht weiß, was ich mit ihnen machen soll. Und irgendwann sitze ich dann zwischen dem Kram und bin einfach nur noch wahnsinnig hilflos.

Trennen - das wäre eine gute Idee. Dazu muss ich das Zeug aber bewerten. Kann weg. Kann bleiben. Das geht mir irgendwie an die Substanz.

Für heute war ich genug eigenartig. Aus den Augen... Erstmal.

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