Sturmflut
Mittwoch, 5. August 2015
Friesland: Gesehenes


Nicht ohne Grund hatte ich mir für meine kleine Wanderreise Friesland ausgesucht. Einerseits, weil das Ziel erreichbar war, ohne dafür ein halbes Vermögen ausgeben zu müssen (zumal die niederländische Bahn um einiges günstiger ist als die deutsche - davon kann sich die DB mal eine Scheibe abschneiden). Andererseits wegen des Wunsches, am Wasser zu sein. Hinzugehen, wo ich vorher noch nie war. Und weil mich die Orte dort irgendwie anrühren.



Nun hat mir der Regen gewissermaßen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das macht das Gesehene aber nicht weniger schön und intensiv.



Die endlosen, gleichförmigen Wiesen mit Kühen und Schafen muss man schon mögen. Aber es gab auch die kleinen Dörfer, das Meer und den Deich, Häuser mit Giebeln und Häfen mit Booten.





Das rote Fischgrätpflaster erinnerte mich an West-Terschelling (was immer ein guter Anfang ist), aber doch hatten die Dörfer aller friesischen Gemeinsamkeit zum Trotz einen ganz eigenen Charakter.



In Workum hatte ich reichlich Gelegenheit, ohne das Gewicht des Rucksacks auf den Schultern durch die Straßen zu schlendern und Eindrücke aufzusaugen. Ich mag dieses Langsamgehen, weil man Dinge und Blickwinkel entdeckt, die man sonst nicht sieht.



Und tatsächlich kam dann an meinem Abreisetag auch noch die Sonne heraus und ich musste meine Jacke ausziehen. Das entschädigte etwas für die Sturzbäche der vorangegangenen Tage.



Etwas Besonderes ist an diesen Orten, das sich nur schwer beschreiben lässt. Die Zeit hat zum Beispiel ein anderes Gewicht. An Plätzen, an denen Brücken für vorbeikommende Boote und Schiffe hochgezogen werden und wo alle anderen dann warten müssen, tickt sie anders.



In der Hochsaison natürlich besonders. Ich erinnere mich an die deutsche Touristenfamilie, die in Harlingen an einer solchen Brücke hinter der Schranke stand und irgendwann ungeduldig wurde. "Komm, Helga, wir gucken mal, ob man da drüben schneller weiterkommt!"



Wenn man aber wartet und zu gegebener Zeit seinen Weg wieder aufnimmt, kann es sein, dass man sich das freundliche Nicken eines Brückenwärters einfängt oder von einem Schiff aus ein Winken geschenkt bekommt.



Was mir von der Landschaft, den kleinen Dörfchen und von Workum außer dem Regen noch im Gedächtnis bleiben wird: Kirchtürme, die sich trotzig in den Wind stellen. Bunt geflieste Hauseingänge. Große Fensterläden.



Flatternde Flaggen an Häusern und auf Schiffen. Das Geräusch von Autoreifen auf gepflasterten Straßen. Wind, der das Wasser kräuselt und durch das Schilf an den Gräben rauscht.



Neugierige Blicke von Schafen und Kühen. Blaue Keramikfliesen auf den Straßen. Katzen hinter Fensterscheiben.



Seniorengruppen auf E-Fahrrädern. An Kleiderbügeln trocknende Neopren-Anzüge. Schafsköttel auf dem Deich. Der Duft von frittiertem Fisch.



Leinen, die klingend gegen metallene Masten schlagen. Spatzen, die mit schiefgelegtem Kopf auf Stuhllehnen sitzend auf Croissantkrümel lauern.



Das Gemisch an Eindrücken, das eine Reise in einem erzeugt, lässt sich nur schwer in Worten wiedergeben. Nicht nur was man sieht ist prägend, es kommt der Geruch der Luft hinzu, die Farbe des Lichts, das Gefühl, das Orte auf der Haut hinterlassen.



Wenn ich ein andermal wiederkomme, wird es anders sein. Und trotzdem...

Permalink



Dienstag, 21. Juli 2015
Offener Himmel...
... gehört definitiv zu den Dingen, die mich unendlich glücklich machen.

Heute gepaart mit einem Cocktail aus verschiedenen Gerüchen: frischer Asphalt, warmer Nadelwald, gemähtes Gras, Frittenfett, Brackwassertümpel. Dazu zirpende Grillen, Fahrradklingeln, Bromfietsen und meine Musik des Tages.

Sommer!

Meine Musik des Tages:
Nick Drake - Northern Sky

Permalink



Sonntag, 3. Mai 2015
Grünes Leuchten














Der magische Zeitpunkt, wenn das Glühen des jungen Buchenlaubs so kraftvoll ist wie vorher und nachher nie wieder im Jahr...

Permalink



Samstag, 14. Februar 2015
Morgens auf dem Moor














Permalink



Samstag, 25. Oktober 2014
Fundstücke









Permalink



Sonntag, 3. August 2014
Perfekte Sommertage




Leichter Wind auf der Haut. Schwerelos im Wasser liegen. Himmel. Sonne. Sand zwischen den Zehen. Sonnenbrille, Frisbeescheibe, Strandlaken und liebe Freunde.

Mehr braucht es manchmal nicht zum großen Glück. Dieser Sommer gibt reichlich.

Permalink



Mittwoch, 18. Juni 2014
Das kleine Themenensemble
Ich kam von der Arbeit nach Hause und fand auf dem Küchentisch die Post. Heute zum Thema "Mahlzeit". Das fand ich einen so schönen Zufall, dass ich es ablichten musste.



Aber zur Freude hat natürlich auch beigetragen, dass die kulinarische Postkarte von Frau Motzle und Herrn Pastiz stammt und mir aus Wien ins Haus flatterte. Wenn man hungrig heimkommt, ist der Anblick von Wiener Schnitzel und die Rede von Bier verführerisch. Die Deutsche aß dann heute aber nicht österreichisch (zu ihrem eigenen Bedauern), sondern Nudeln mit Gemüse, die sie nicht ernsthaft als asiatisch bezeichnen möchte.

An die Wienreisenden herzlichen Dank! Ich habe mich sehr gefreut über die lieben Grüße!

Permalink



Montag, 5. Mai 2014
"Typophiliacs...
... usually die penniless and alone."

Das durfte ich gestern auf einer Typografie-Seite im Netz lesen. "Penniless" könnte ich noch verkraften, aber "alone" wäre schon nicht so schön. Dennoch hat mich zum wiederholten Mal die Begeisterung für Buchstaben, Typografie und Lettering erfasst. Wenn man sich bei einem Online-Kerning-Spiel darüber freut, 95 % Übereinstimmung mit dem Entwerfer der jeweiligen Schrift zu erreichen, hat man wohl definitiv einen Typo-Dachschaden.

Schließlich habe ich den Laptop zugeklappt und mir statt dessen den Skizzenblock, Druckbleistift und Radiergummi gegriffen und herumprobiert.



Mit den Ergebnissen bin ich gar nicht so unzufrieden und kann es kaum abwarten, wieder zum Bleistift zu greifen. Mal sehen, ob mir genügend unkitschige Aphorismen einfallen, um Text für die Umsetzung zu haben. Im Zweifel "lorem ipsum".



Futter für Dankes-, Geburtstags- und Einfachso-Postkarten wäre natürlich auch möglich. Die nächste Herausforderung liegt dann darin, die Skizzen zu vektorisieren. Aber das ist ein anderes Kapitel.

Herzlichen Dank an Tama, die mich indirekt daran erinnerte, dass ich das, was ich mache, ja auch mal zeigen kann.

Permalink



Sonntag, 6. April 2014
Trostlosigkeit im Sucher
Heute nachmittag griff ich die DSR des Gatten und radelte zum nächstgelegenen Friedhof. Friedhöfe geben ja eigentlich immer etwas her, was Motive betrifft. Ich war noch nie dort gewesen, denn mein Großvater und die Nachbarin sind am anderen Ende der Stadt begraben. Allerdings bin ich ein paarmal an der Buchenhecke entlanggefahren, die die Südseite des Friedhofs begrenzt.

An der Spiegelreflex wollte ich mich längst mal versuchen. Diese Aufnahmen sind dabei allerdings purer Probiererei entsprungen. Wir lernen uns noch kennen, die Kamera und ich.



Dieser Friedhof als Spielwiese hat mich allerdings eher enttäuscht. Friedhöfe sind in meiner Heimat so fade. Hier und da waren frische Stiefmütterchen zu Füßen der Granitgrabsteine gepflanzt. Reihengräber, einige Familiengräber, ein kleines Mausoleum für einen örtlichen Fabrikanten - das war's.

Vor allem gibt es sehr viel freie Fläche, unaufgeräumt und uneben. Man sieht, dass unterschiedliche Gräber zu unterschiedlichen Zeiten aufgehoben wurden. Der ganze hintere Teil des Friedhofs wirkt unbevölkert, was man für einen freudigen Umstand halten kann, aber mich deprimiert es irgendwie.



Plastikblumen und unsäglich kitschige Engel aus Kunststein zieren die Gräber, Steckvasen aus dunkelgrünem Kunststoff gähnen leer, hinter den Steinen liegt Gartenwerkzeug versteckt und auf noch nackter Erde verwelken bedruckte Schleifen.



Mitten auf dem geplündert wirkenden Feld türmt sich ausgehobenes, sandiges Erdreich, daneben ein leeres Grab. Ich gehe drumherum. Oben auf dem unbedeckten Haufen liegt ein menschlicher Wirbelknochen. Das macht mich nicht weiter sentimental, im Gegenteil. Es harmoniert auf eigenartige Weise mit dem Plastik gewordenen Gedenken auf den Gräbern, das ich nicht verstehen kann.



Das zarte Rosa der Zierkirschen, die am Hauptweg blühen, wirkt wie ein tröstlicher Kontrast, der einzige Hauch von Frische. Der Frühling, der hier binnen einer Woche hervorgebrochen ist wie eine kleine Sensation, scheint nämlich diesen Friedhof ansonsten sorgsam ausgespart zu haben. Beinahe, als habe er eine Ahnung, das hier wirklich kaum noch etwas atmet.



Ich bin irgendwie froh, zu gehen. Motive für die Spiegelreflex finden sich auch anderswo.

Permalink



Mittwoch, 26. Februar 2014
Der Kiezneurotiker fragt.
Der Herr Kiezneurotiker warf mit einem Knüppel nach mir. Autsch! Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.

1. Ukraine. Russland. EU. Wer hat eigentlich Recht?

Es geht ums Rechthaben? Mir drängt sich eher der Verdacht auf, es geht wie überall letzten Endes nur ums Geldhaben. Wenn die Ukrainer im Dunkeln und Kalten sitzen, hat Herr Putin im Zweifel ganz schnell "Recht". Weil er es sich leisten kann. Letztlich interessiert sich für die Menschen keine Sau mehr, weder Frau Merkel und Monsieur Hollande noch Frau Timoschenko oder Herrn Putin.

2. Olympia? Kuckst du?

Habe ich nicht. Bewusst nicht. Hätte Curling am Abend zur allgemeinen Unterhaltung ganz witzig gefunden, aber es mir aus Prinzip geschenkt. Weil der ganze bunte Olympiazirkus nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es leider in Russland nicht wirklich bunt zugeht. Das Olympiaprogramm war trocken betrachtet auch nichts anderes als Scripted Reality.

3. Edathy. Verschwörung, Dummheit oder was ganz anderes?

Gekungel, um keine Scheiße an der eigenen Sohle kleben zu haben auf der einen Seite. Großes Gebrüll von populistischem Format auf der anderen Seite. Dazwischen eine Problematik, deren Tragweite niemand wirklich so ganz erfasst, weil es tatsächlich mehr um Selbstbespiegelung und Stigmatisierung geht als um die Opfer des Geschehens. Der Tatvorwurf wird zum Instrument. Verschwörung? Glaube ich nicht.

4. Bedingungsloses Grundeinkommen. Sinnvoll?

Unbedingt. Nur meines Erachtens im globalen Kontext kaum durchsetzbar. Die Maschinerie des Kapitalismus erlaubt es nicht, dass die Interessen der Einzelnen berücksichtigt werden. Sie benötigt die Totalverwurstung der menschlichen Arbeitskraft, was auch bedeutet, dass man Unwillige zwingen können muss. Dieses Instrument fällt weg, wenn der ökonomische Druck auf den Einzelnen nicht mehr gegeben ist. Nur: Wer näht dann Klamotten für H&M?

5. Europawahl. Wählen gehen?

So lange uns nichts besseres einfällt, ja. Ich würde nie freiwillig auf mein Wahlrecht verzichten.

6. Bloggen. Bringt das noch was?

Hängt davon ab, wem es etwas bringen soll. Ich habe mir selbst schon die Sinnfrage gestellt und auch ab und an mal das Gefühl gehabt, nicht mehr unbedingt bloggen zu müssen. Andererseits hat mir meine Erfahrung gezeigt, dass das saisonale Schwankungen sind und ich über kurz oder lang doch wieder zu meinem Blog zurückkehre. Wenn es um andere Blogs geht, wäre ich schon verdammt traurig, wenn bestimmte Leute ihre Blogs einstellen würden. Denn bei aller Nabelschau und Selbstbeweihräucherung sind Blogs in meinen Augen ein wirkungsvolles und wichtiges Mittel, sich auszudrücken. Sie stellen eine andere Öffentlichkeit her als die, die es bislang gab und machen unabhängiger von Mainstream-Medien. Natürlich nervt es auch, dass jeder seinen Senf in die Welt pusten kann, es gibt viel langweiligen, oberflächlichen und polemischen Mist. Weil man dann irgendwann beginnt, selektiv Blogs zu lesen, läuft man Gefahr, sich in seiner eigenen Filterbubble zu fangen. Da muss ich selbst auch aufpassen. Aber ja, bloggen bringt was. Sei es nur, dass man sich auf das Erleben anderer einlässt und sie teilhaben lässt am eigenen. Den ganz großen Anspruch braucht man gar nicht unbedingt.

7. Was würdest du arbeiten, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre?

Das Fehlen wirtschaftlicher Zwänge könnte es mir ermöglichen, wirklich herauszufinden, welche Art von Arbeit zu mir passt. Ich glaube nicht, dass ich nur mit Müßiggang leben könnte. Ich bin kein Mensch, der zum Beispiel im Urlaub den ganzen Tag nur faul am Strand herumliegt. Ich schätze, ich würde mich ausprobieren. Kreativ, aber auch mit körperlicher Arbeit. Gartenarbeit, Handwerkliches. Möbel selber bauen. Kleider selber nähen. Ich trage mich aber zum Beispiel auch schon eine Weile mit dem Gedanken, als Leselern-Mentor tätig zu sein, habe aber unter den gegebenen Umständen weder Zeit noch Kraft dazu.

8. Was wollen wir trinken?

So wenig wie möglich. Ich bin immer so schnell beschwipst und vertrage nichts. Aber wenn, dann Wodka Grasovka. Oder Gin Tonic. Oder ein kühles Bierchen.

9. Wo wollen wir das trinken?

Am See. Am Meer. Am Lagerfeuer. Vorm Zelteingang. Im Garten. Oder einfach auf dem Sofa.

10. Was singen wir dazu?

Alles, nur keine Sauflieder.

11. Und wen laden wir noch ein?

Alle, die kommen möchten.

Geht das jetzt wirklich so weiter? Dass man elf Fragen kettenbriefartig an elf Blogger weiterreichen sollte? Uff, sowas habe ich zum letzten Mal in der Schule gemacht. Muss ich jetzt erst mal drüber nachdenken.

Permalink



... früher