Wie das so passiert - man hüpft von Link zu Link, stöbert, liest und schaut, stöbert, liest und schaut weiter und irgendwann... trifft man unversehens auf ein Netz-Juwel. Es steht so viel geschrieben im Internet, Wichtiges und Nichtiges, Saloppes und Gezirkeltes, Spannendes und Langweiliges, Menschliches und Künstliches. Man kann sich ganz schön verlaufen. Aber manchmal ist es, als habe das, was man findet, einen gesucht.

Das Juwel, über das ich stolperte, nennt sich anders-anziehen. Klingt nach Kleidung. Irgendwie geht es auch um Kleidung, aber das ist kein aufgerüschtes "Fashion Blog" mit hochglanzlackierten Models. Man sagt, es gibt Menschen, die die Kamera liebt. Frau Smilla ist mit der Kamera unterwegs, und die Fotos, die entstehen, beziehen ihre ungeheure Leuchtkraft aus dem liebevollen Blick auf die Fotografierten. Es ist nicht die Kamera, die die Menschen liebt, es ist die Fotografin. Keine Retusche, keine kosmetische Maßnahme, kein Ideal hat Bestand gegen die Schönheit, die den Menschen vor Smillas Linse innewohnt. Sie bleibt stehen und fragt sie um Erlaubnis zu einem Bild oder zweien und lässt sich die Geschichten der Menschen erzählen und manchmal auch die ihrer Kleider.

Es ist ihr persönlicher Blick, der auswählt, und sie schafft dabei das ungeheure Kunststück, sich über vorherrschende Sehgewohnheiten hinwegzusetzen. Sie ist sensibel genug, Menschen wahrzunehmen, an denen wir vermutlich im Alltag einfach so vorübergehen würden, ohne an ihnen etwas außergewöhnlich zu finden. Menschen wie wir selbst. Das ist der Grund, warum mich ihr Blog so anspricht: Sie zeigt, dass Menschen eine Schönheit besitzen, die losgelöst ist von Normen, Idealen und Abziehbildchen. Es wundert mich deshalb auch nicht, dass das Alter bei ihr einen eigenen Platz einnimmt. Jugend und Schönheit fallen nicht zwangsläufig zusammen. Es sind vielmehr die erzählenden Gesichter, das gelebte Leben - ganz gleich, welcher Altersstufe - die faszinieren.

Smillas respektvoller Blick auf die Menschen inspiriert. Auch zu mehr Selbstrespekt und weniger Selbstverstümmelung.

Meine Musik des Tages:
Jason Mraz - Details in the Fabric