Sturmflut
Dienstag, 27. August 2013
Ich lasse es.
Es ist komisch, ich kann meinem Vater noch immer keinen Brief schreiben. All die Exemplare, die ich in meinem Leben verfasst habe, liegen hier bei mir zuhause und dokumentieren die Natur unserer Beziehung - einseitig, geprägt von Angst, Rechtfertigung und wohlüberlegten, tausendmal hin- und hergewälzten Worten.

Was in mir ist an Strudeln, Untiefen und Stürmen, was da tobt und reißt und zerrt, das kann ich nicht ausdrücken. Denn es unterliegt wieder der Bewertung. Ich kann nicht umhin, mich mit seinen Augen zu sehen und zu beurteilen, was ich sehe. Ich kann nicht offen sein. Zur ganzen Welt, aber nicht zu ihm. Immer noch nicht.

Die Begegnung hat mich nicht unberührt gelassen. Ich merke, dass dieser Mann eine Bedeutung für mein Leben hat, ganz gleich, ob ich das will oder nicht. Ich habe mir oft genug in meinem Leben gewünscht, er hätte keine. Aber sich das vorzumachen, wäre eine glatte, noch dazu naive Lüge.

Aber ich kann nicht ich sein im Kontakt mit ihm. Er bringt mich zum Verschwinden.

Also lasse ich das mit dem Briefeschreiben.

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