Sturmflut
Nachtmahr
Ich lebte in einer großen, dunklen Dachkammer, meine Habseligkeiten standen da, spärliches Licht fiel durch ein verschmiertes kleines Fenster herein. Ich bat Dich, draußen zu bleiben, meine Ordnung unangetastet zu lassen, mich herauskommen zu lassen, aber Du kamst der Bitte nicht nach. Du tratest in meinen Raum ein und brachtest alles, alles durcheinander. Du standest vor meinem Spiegel und griffst Dir in die Augen, Deine Augen trüb und rot und wund, und etwas war Dir auf den Boden gefallen. Du konntest nicht sehen. Deshalb brachtest Du alles in Unordnung, stießest alles um. Aber Du gingst nicht. Du zerrtest an allem, an den Möbeln, an den Kleidern, an dem Bretterboden, und Du konntest nichts sehen. Du wolltest eingreifen, wolltest machen, so wie Du immer machst, aber Du konntest nicht sehen. Sagtest: "Ich weiß schon, wie es für Dich richtig ist!" Du tratest daneben. "Ich mache das!" Tratest auf meine Dinge, tratest auf mich. "Bitte, Papa, geh doch!" Aber Du bliebst. Und Du machtest, stießest, schubstest, drängtest. Und schließlich brach der Boden.

Die Bretter schwankten und stürzten an der Seite ein, ins Bodenlose. Da gingst Du schließlich, verliessest meine Kammer und konntest noch immer nichts sehen. Ich blieb allein im Dunkel, in diesem Chaos. Ich hatte keinen Halt mehr. Ich konnte mich nicht mehr umdrehen, alles war zu eng, Du hattest alles durchwühlt, alles durchdrungen, nichts war so, wie ich das wollte. Der Boden ein einziges Schwanken. Kein Zuhause mehr. Kein Schutz. Kein Raum.