Sturmflut
Der Kiezneurotiker fragt.
Der Herr Kiezneurotiker warf mit einem Knüppel nach mir. Autsch! Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.

1. Ukraine. Russland. EU. Wer hat eigentlich Recht?

Es geht ums Rechthaben? Mir drängt sich eher der Verdacht auf, es geht wie überall letzten Endes nur ums Geldhaben. Wenn die Ukrainer im Dunkeln und Kalten sitzen, hat Herr Putin im Zweifel ganz schnell "Recht". Weil er es sich leisten kann. Letztlich interessiert sich für die Menschen keine Sau mehr, weder Frau Merkel und Monsieur Hollande noch Frau Timoschenko oder Herrn Putin.

2. Olympia? Kuckst du?

Habe ich nicht. Bewusst nicht. Hätte Curling am Abend zur allgemeinen Unterhaltung ganz witzig gefunden, aber es mir aus Prinzip geschenkt. Weil der ganze bunte Olympiazirkus nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es leider in Russland nicht wirklich bunt zugeht. Das Olympiaprogramm war trocken betrachtet auch nichts anderes als Scripted Reality.

3. Edathy. Verschwörung, Dummheit oder was ganz anderes?

Gekungel, um keine Scheiße an der eigenen Sohle kleben zu haben auf der einen Seite. Großes Gebrüll von populistischem Format auf der anderen Seite. Dazwischen eine Problematik, deren Tragweite niemand wirklich so ganz erfasst, weil es tatsächlich mehr um Selbstbespiegelung und Stigmatisierung geht als um die Opfer des Geschehens. Der Tatvorwurf wird zum Instrument. Verschwörung? Glaube ich nicht.

4. Bedingungsloses Grundeinkommen. Sinnvoll?

Unbedingt. Nur meines Erachtens im globalen Kontext kaum durchsetzbar. Die Maschinerie des Kapitalismus erlaubt es nicht, dass die Interessen der Einzelnen berücksichtigt werden. Sie benötigt die Totalverwurstung der menschlichen Arbeitskraft, was auch bedeutet, dass man Unwillige zwingen können muss. Dieses Instrument fällt weg, wenn der ökonomische Druck auf den Einzelnen nicht mehr gegeben ist. Nur: Wer näht dann Klamotten für H&M?

5. Europawahl. Wählen gehen?

So lange uns nichts besseres einfällt, ja. Ich würde nie freiwillig auf mein Wahlrecht verzichten.

6. Bloggen. Bringt das noch was?

Hängt davon ab, wem es etwas bringen soll. Ich habe mir selbst schon die Sinnfrage gestellt und auch ab und an mal das Gefühl gehabt, nicht mehr unbedingt bloggen zu müssen. Andererseits hat mir meine Erfahrung gezeigt, dass das saisonale Schwankungen sind und ich über kurz oder lang doch wieder zu meinem Blog zurückkehre. Wenn es um andere Blogs geht, wäre ich schon verdammt traurig, wenn bestimmte Leute ihre Blogs einstellen würden. Denn bei aller Nabelschau und Selbstbeweihräucherung sind Blogs in meinen Augen ein wirkungsvolles und wichtiges Mittel, sich auszudrücken. Sie stellen eine andere Öffentlichkeit her als die, die es bislang gab und machen unabhängiger von Mainstream-Medien. Natürlich nervt es auch, dass jeder seinen Senf in die Welt pusten kann, es gibt viel langweiligen, oberflächlichen und polemischen Mist. Weil man dann irgendwann beginnt, selektiv Blogs zu lesen, läuft man Gefahr, sich in seiner eigenen Filterbubble zu fangen. Da muss ich selbst auch aufpassen. Aber ja, bloggen bringt was. Sei es nur, dass man sich auf das Erleben anderer einlässt und sie teilhaben lässt am eigenen. Den ganz großen Anspruch braucht man gar nicht unbedingt.

7. Was würdest du arbeiten, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre?

Das Fehlen wirtschaftlicher Zwänge könnte es mir ermöglichen, wirklich herauszufinden, welche Art von Arbeit zu mir passt. Ich glaube nicht, dass ich nur mit Müßiggang leben könnte. Ich bin kein Mensch, der zum Beispiel im Urlaub den ganzen Tag nur faul am Strand herumliegt. Ich schätze, ich würde mich ausprobieren. Kreativ, aber auch mit körperlicher Arbeit. Gartenarbeit, Handwerkliches. Möbel selber bauen. Kleider selber nähen. Ich trage mich aber zum Beispiel auch schon eine Weile mit dem Gedanken, als Leselern-Mentor tätig zu sein, habe aber unter den gegebenen Umständen weder Zeit noch Kraft dazu.

8. Was wollen wir trinken?

So wenig wie möglich. Ich bin immer so schnell beschwipst und vertrage nichts. Aber wenn, dann Wodka Grasovka. Oder Gin Tonic. Oder ein kühles Bierchen.

9. Wo wollen wir das trinken?

Am See. Am Meer. Am Lagerfeuer. Vorm Zelteingang. Im Garten. Oder einfach auf dem Sofa.

10. Was singen wir dazu?

Alles, nur keine Sauflieder.

11. Und wen laden wir noch ein?

Alle, die kommen möchten.

Geht das jetzt wirklich so weiter? Dass man elf Fragen kettenbriefartig an elf Blogger weiterreichen sollte? Uff, sowas habe ich zum letzten Mal in der Schule gemacht. Muss ich jetzt erst mal drüber nachdenken.