Sturmflut
Donnerstag, 28. November 2013
Prague Street Art
Bei aller Geschichtsträchtigkeit, die Prag in ihrem Herzen trägt, habe ich die Stadt auch als sehr modern empfunden. Natürlich ist das historische Erbe etwas, das (nicht allein für die Touristen) erhalten gehört, und die Feuerlibelle merkte zu Recht an, dass man, um Prag zu verstehen, einen gewissen Einblick in die Geschichte haben müsse.

Die Begegnung mit der Kunst der Jüngeren, die jenseits alter Gemäuer und vergangener Stilrichtungen liegt, berührte mich besonders. Auf der Prager Kleinseite war sie sehr präsent, und hätten wir etwas mehr Zeit gehabt, hätten wir sicher noch mehr entdecken können. Die Geschichte zieht sich wie ein roter Faden auch durch die junge Straßenkunst.



Ich begreife sie nur kaum als Geschichte, weil ich sie selbst miterlebt habe, und ich verstehe erst heute als erwachsener Mensch, wie besonders das wirklich ist. Wenn man aufwächst mit Gedanken von Hier und Drüben und einem das Drüben gezeichnet wird als unverrückbare, graue Bastion aus Beton, in der Unfreiheit, Freudlosigkeit und Konformität wohnen, dann lernt man, ohne es zu wollen, diesen Gedanken als Wahrheit anzunehmen. Aber jenseits dieser "Wahrheit" war und ist Leben.



Vor der "Lennon Wall" in Prag zu stehen und ihre Geschichte zu kennen, berührte mich daher besonders. Seit der Ermordung John Lennons wird sie ständig neu bemalt und besprüht, und was zur Zeit des Kommunismus wirklich gefährlich sein konnte, bereitet heute den Besuchern Vergnügen. Der Malteserorden, dem die Wand gehört, erlaubt inzwischen die Bemalung.



Ich bin mir sicher, sie sieht jetzt schon wieder ganz anders aus als vor einem Monat, als wir davor standen und uns ein Schauer über die Arme lief. Ganz gleich, ob man zur Gestalt John Lennons selbst einen besonderen Draht hat - wenn man Geschichte erlebt hat, in der die Trennung in Ost und West, in Gut und Böse (ganz gleich, aus welcher Perspektive) so rigoros war, dass man sie als unumstößlich begriff, dann ist es etwas Besonderes, ganz genau an diesem speziellen Ort zu stehen und zu lesen: Imagine all the people living life in peace.



Es heute noch lesen zu können liegt an dem Mut und der Beharrlichkeit der Menschen, ihren Gedanken die Freiheit zu verschaffen, die die Obrigkeit ihnen nicht zugestehen wollte. Hätten sie damals aufgegeben, Pinsel und Farbe fallen gelassen und sich in ihre Privatheit zurückgezogen, dann wäre diese Wand auch heute nur eine Wand, an der man einfach vorbeiginge.

Auch an anderen Wänden sind wir vorbeigekommen, und wie in jeder Großstadt ist in Prag ebenfalls allerhand Straßenkunst zu finden. Manchmal nur als kleine Graffity hier und da, die man gar nicht weiter wahrnimmt. Aber manches brachte mich auch zum Schmunzeln.



Besonders mochte ich die große Wand auf der Kleinseite, die mit schwarzer Tafelfarbe gestrichen und mit dem inspirierenden Halbsatz Before I die I want to... versehen war.



In kleinen Eimern, die an langen Schnüren von der Mauer herabhingen, hätten sich normalerweise Kreidestücke befinden sollen. Die waren leider nicht mehr da, aber unzählige Leute vor uns hatten diesen Halbsatz mit bunten Kreidenotizen ergänzt und so zum Ausdruck gebracht, was sie unbedingt tun wollten.





Es fand sich Banales und Tiefgründiges, Albernheiten standen direkt neben lebensweisen Äußerungen, und ich fand es wunderschön. Ganz ähnlich wie bei der Lennon Wall gab es eine Dynamik, die aus der Möglichkeit (und hier sogar der expliziten Aufforderung) entstand, seinen Senf dazuzugeben. Und so erfuhren wir im Vorbeigehen, was andere Menschen für ihr Leben wichtig finden.

Auf dem Weg durch diesen heiteren, leichten Samstag in Prag begegneten uns allerhand Kuriositäten. Die Phalanx sich ans Moldauufer reihender, von innen nachts beleuchteter Plastikpinguine fanden wir lustig. Hauptsächlich wegen der Möwen, die sich einfach obendrauf gesetzt, das Bild ergänzt und mit schwarz-weißen Klecksen garniert haben.



Die Babys mit den eingedrückten Gesichtern wirkten in der Vorderansicht eher verstörend, was die Menschen aber offensichtlich nicht daran gehindert hat, ihnen den Buckel herunterzurutschen.





Jenseits der bewusst installierten Kunst wird eher beiläufig hingekleckert oder einfach an Wänden herumgebastelt.





Wenn man die Augen offenhält, kriegt man eine Menge zu sehen, kratzt sich bei manchem am Kopf oder schüttelt denselben, lacht oder freut sich. Eintritt für's Museum entfällt in diesem Fall.

Nach unserem abendlichen Treffen mit den tschechischen Geocachern nahmen wir die Tram zurück zum Hotel und fuhren am dunklen Ufer der Moldau entlang. Gegenüber auf der Kleinseite leuchteten die Pinguine.

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Sonntag, 28. Juli 2013
Und nun zum Wetter...
Ich mag die Bewegung in der Luft, die süße, schier unerträgliche Schwüle, wenn sie schließlich zerrissen wird von Wind, Blitz und Donner. Die Wolken türmen sich am Horizont und treiben mir als angespannte, dunkelblaugraue Walze entgegen, und schließlich entlädt sich alles in schweren, dicken Regentropfen, die das Laub mit sich reißen und auf dem Autodach zu ohrenbetäubendem Rauschen verschmelzen. So geschehen gestern während eines spontanen Ausflugs mit dem Gatten. Am Himmel sahen wir diese fantastischen shelfclouds, die allem einen reichlich surrealen Anstrich verliehen.







Angesichts der schieren Dimension fühlte ich mich sehr klein und wie in einen Strudel geraten, der nichts anderes erfordert und ermöglicht, als sich darin treiben zu lassen.





Anschließend war die Welt wie gewaschen, nur an den Temperaturen hatte sich nicht viel geändert. Weiße, wallende Wolken am Straßenrand, beinahe wie tropisch.



Heute Nacht dann erwachte ich um viertel vor drei, weil hinter den zugezogenen Vorhängen Blitze bläulich leuchteten. Dazu kein Ton, kein Grollen, nur totale Stille. Ich schob mir die Brille auf die Nase, tappte schlaftrunken an das hintere Fenster und starrte hinaus. Die pausenlose Folge der Blitze in völliger Lautlosigkeit wirkte irgendwie irre, beinahe manisch. Ein unglaublicher Sturm bog die Kronen der hohen Eichen hinter dem Haus, die sich schemenhaft gegen den erhellten Himmel abzeichneten.

Dann begann es wie auf Knopfdruck zu regnen, ganz ohne einzelne, vorher versprengte Tropfen, sintflutartig. In den fahl erleuchteten, rauschenden Schwaden sah ich den Nachbarn halbnackt und hektisch in seinem Garten hängengebliebene Wäschestücke von der Leine reißen. Ich schlich die Treppe hinunter, um den Gatten nicht zu wecken, und verstaute, was draußen unter dem Dach liegen geblieben war - Wäscheklammern, Windspiel, die große Malerplane und die Wäscheständer - windsicher im Fahrradschuppen.

Gedonnert hat es in der ganzen Nacht nicht ein einziges Mal.

Meine Musik des Tages:
Geoffrey Oryema - Makambo

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Donnerstag, 25. Juli 2013
Sommerstreifzug




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Mittwoch, 19. Juni 2013
Schönes aus den Referrers
Search request:
"strenge dicke frauen in kittelschürtze"

Vielleicht sollte ich das mal verwenden, um eine assoziative kleine Geschichte darüber zu schreiben.

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Montag, 3. Dezember 2012
Wider die Düsternis!
In unserem Atheisten-Haushalt finden sich nun auch Spuren weihnachtlicher Dekoration. Die wollte ich nicht vorenthalten, zumal sich ja jemand fragen könnte, was eigentlich aus den Gläsern geworden ist.


Im Übrigen denke ich, auch das Blog kann angesichts der gerade herrschenden Trübe und frühen Dunkelheit etwas Wärme und Licht vertragen.


Meine Musik des Tages:
Alexi Murdoch - Crinan Wood

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Freitag, 2. November 2012
Berliner Bilderbogen


















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Samstag, 11. August 2012
Die Süße der Nacht




Es ist wirklich ein Jammer, dass man Duft nicht fotografieren kann.

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Mittwoch, 30. Mai 2012
Gastgebrumm


Seit vorgestern beherbergt unser Garten einen Schwarm Bienen. Das ist nur vorübergehend, sie sollen sich neu orientieren und J. nimmt sie dann in vierzehn Tagen mit nach hause. In der Gartenecke hinten am Zaun steht jetzt eine grüne Kiste mit Styropordeckel, unter dem großes Gesumsel herrscht. Und die Herrschaften schlagen sich auch schon gehörig die Bäuche voll an all den Blühpflanzen in unserem Dschungel.



Ich bin vorsichtig herangekrochen mit der Kamera, um die Starts und Landungen zu erfassen, ohne die wuselnden Viecher gegen mich aufzubringen. Irgendwann landete dann doch eine auf meinem Bein. Fuchteln, das wusste ich, sollte ich tunlichst unterlassen. Madame war allerdings stracks auf dem Weg in mein Hosenbein, da wurde ich dann leicht nervös. Sie ließ sich mittels sanfter Lenkung dazu überreden, ins Gras zu krabbeln. Nur nicht hektisch werden!



Jetzt kommt zu meinem üblichen Rundgang unter dem Motto "Ich muss gucken, wie alles wächst" die Inspektion "unserer" Bienen. Seit J. mit der Imkerei begonnen hat, komme ich regelmäßig in den Genuss garantiert antibiotikafreien und regional erzeugten Honigs.



An dieser Ernte ist jetzt sogar etwas ganz und gar Heimisches. Es ist nett, das alles zu verfolgen. Auch wenn es bedeutet, dass Barfußlaufen im Gras jetzt für zwei Wochen tabu ist.

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Samstag, 19. Mai 2012
...die ziehen sich viel schöner an...
...als Salomonis Seide.
















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Montag, 26. Dezember 2011
Groninger Bilderbogen
















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