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Samstag, 24. Mai 2014
"Komt een vrouw bij de dokter..."
Am 24. Mai 2014 im Topic 'Tiefseetauchen'
Heute ist ein zielloser, entspannter Samstag, wie gemacht, um ganz in Ruhe einen Film in der niederländischen Originalfassung anzusehen. "Kommt eine Frau zum Arzt..." Der Filmtitel mutet an wie der Beginn eines Witzes.
Das Buch hatte ich bereits gelesen. Es trägt den nicht wortgetreuen, aber auch irgendwie passenden deutschen Titel "Mitten ins Gesicht". Die Beschreibung, es sei "krass" und "explizit" war damals ein Grund für mich, es zu kaufen. Schmonzetten über kahlköpfige, am Ende moralisch geläuterte Chemopatienten braucht schließlich kein Mensch. So romantisch ist Krebs nicht. Ich habe das gewusst, als ich das Buch zum ersten Mal las, und ich weiß es immer noch. Ich hab's nur zwischendurch vergessen.
Was ich da vergessen hatte, hat der Film wieder ans Licht geholt mit einer Wucht, auf die ich nicht vorbereitet war. Es ist beinahe neun Jahre her, dass ich Dich das letzte Mal sah. "It's terminal", sagtest Du damals. Endgültig. Inzwischen sind Deine Worte lang verklungen, und Deine Asche ist verweht.
Wir haben zugesehen, wie Du langsam immer weniger wurdest. Wie Deine Haut und Deine Augen sich gelb verfärbten. Wie Dein schwarzer Humor in der Dämmerung versickerte, wenn es unumgänglich war, dass Du Dir eine Dosis Morphium verabreichtest. Wie Du Tränen in den Augen hattest, weil es Dich so schmerzte, nicht mehr zu können. Wir hörten Deine geflüsterten Worte der Scham, des Danks und des Abschieds.
Dann saßen wir im Andachtsraum des Krematoriums, während Jimi Hendrix All Along the Watchtower sang. "I hope you like the music I chose for the funeral", hattest Du uns eine Weile zuvor gesagt.
Im Film reicht der Arzt der Sterbenskranken den Schierlingsbecher. Sie setzt ihn an den Mund, und ich spüre ein schmerzhaftes Reißen in meinem Innern. Du wirst ganz ähnlich gegangen sein.
Nachdem der Abspann gelaufen ist, gehe ich ins Bad und tauche mein Gesicht in die hohlen Hände voll kaltem Wasser. Ich habe rotgeränderte Augen. Es ist mir lang nicht mehr passiert, dass ich Deinetwegen weinte. Entgegen aller Annahmen verblasst der Schmerz. Sonst könnten wir wohl nicht weiterleben. Verordnete Trauer funktioniert ebenso wenig wie verordnetes Glück. Man lacht und weint zugleich, und oft kann man keines von beidem.
Manchmal sehe ich Dich lächeln und sagen: "Don't make any fuss about me!" - so wie Du es mit großer Bestimmtheit am Ende Deines Lebens zu uns sagtest, Deiner schwindenden Kräfte zum Trotz.
Aber dieses bisschen "fuss" wirst Du mir zugestehen müssen. Das Herz vergisst nicht. Dich schon gar nicht.
Das Buch hatte ich bereits gelesen. Es trägt den nicht wortgetreuen, aber auch irgendwie passenden deutschen Titel "Mitten ins Gesicht". Die Beschreibung, es sei "krass" und "explizit" war damals ein Grund für mich, es zu kaufen. Schmonzetten über kahlköpfige, am Ende moralisch geläuterte Chemopatienten braucht schließlich kein Mensch. So romantisch ist Krebs nicht. Ich habe das gewusst, als ich das Buch zum ersten Mal las, und ich weiß es immer noch. Ich hab's nur zwischendurch vergessen.
Was ich da vergessen hatte, hat der Film wieder ans Licht geholt mit einer Wucht, auf die ich nicht vorbereitet war. Es ist beinahe neun Jahre her, dass ich Dich das letzte Mal sah. "It's terminal", sagtest Du damals. Endgültig. Inzwischen sind Deine Worte lang verklungen, und Deine Asche ist verweht.
Wir haben zugesehen, wie Du langsam immer weniger wurdest. Wie Deine Haut und Deine Augen sich gelb verfärbten. Wie Dein schwarzer Humor in der Dämmerung versickerte, wenn es unumgänglich war, dass Du Dir eine Dosis Morphium verabreichtest. Wie Du Tränen in den Augen hattest, weil es Dich so schmerzte, nicht mehr zu können. Wir hörten Deine geflüsterten Worte der Scham, des Danks und des Abschieds.
Dann saßen wir im Andachtsraum des Krematoriums, während Jimi Hendrix All Along the Watchtower sang. "I hope you like the music I chose for the funeral", hattest Du uns eine Weile zuvor gesagt.
Im Film reicht der Arzt der Sterbenskranken den Schierlingsbecher. Sie setzt ihn an den Mund, und ich spüre ein schmerzhaftes Reißen in meinem Innern. Du wirst ganz ähnlich gegangen sein.
Nachdem der Abspann gelaufen ist, gehe ich ins Bad und tauche mein Gesicht in die hohlen Hände voll kaltem Wasser. Ich habe rotgeränderte Augen. Es ist mir lang nicht mehr passiert, dass ich Deinetwegen weinte. Entgegen aller Annahmen verblasst der Schmerz. Sonst könnten wir wohl nicht weiterleben. Verordnete Trauer funktioniert ebenso wenig wie verordnetes Glück. Man lacht und weint zugleich, und oft kann man keines von beidem.
Manchmal sehe ich Dich lächeln und sagen: "Don't make any fuss about me!" - so wie Du es mit großer Bestimmtheit am Ende Deines Lebens zu uns sagtest, Deiner schwindenden Kräfte zum Trotz.
Aber dieses bisschen "fuss" wirst Du mir zugestehen müssen. Das Herz vergisst nicht. Dich schon gar nicht.
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