Kringloopwinkel
Am 22. Jun 2013 im Topic 'Seemannsgarn'
Vielleicht liegt es an der ländlichen Lage meiner Heimatstadt, aber so etwas wie diese Läden war mir bisher nicht bekannt. Klar, ich kenne Second-Hand-Shops, und hier gibt es tatsächlich auch einen (das war der, bei dem ich neulich extrem günstig eine schicke Sommerjacke mitgenommen habe). Die Zeit, als Kleider noch nach Kilopreisen verkauft wurden, sind hier allerdings definitiv vorbei. Ich erinnere mich noch gut, wie ich in meiner Schulzeit den einzigen Second-Hand-Laden, den es damals hier gab, mit meinem schwulen besten Freund aufsuchte. Wir schwelgten in bestickten Siebziger-Jahre-Blusen und Webpelzjacken, und untergebracht war das alles in einer neonbeleuchteten Lagerhalle. Die Funde kamen am Ende auf die Waage, und schließlich war man auch nicht viel ärmer als vorher. Der Second-Hand-Laden, den es jetzt hier gibt, ist ein düsteres kleines Geschäft mit spärlichem Angebot und einer ziemlich unfreundlichen Verkäuferin. Dennoch kann man dort manchmal Glück haben, siehe oben.
Heute habe ich dann die zwei sogenannten Kringloopwinkel in meiner unmittelbaren niederländischen Nachbarschaft ausprobiert. Darauf gestoßen war ich, als ich nach Second-Hand-Läden in dieser Ecke gegoogelt habe. Die Sache mit dem Kringloop (Kreislauf) funktioniert nicht ganz wie Second-Hand-Geschäfte. Man gibt seine Kleider und andere gebrauchte Dinge dort gratis ab, so als täte man sie hier in den Altkleidersack. Es gibt nichts dafür. Aber die Sachen gehen dann eben ins hiesige Geschäft, nicht in Ballen geschnürt nach Afrika. Sie werden sortiert und wieder zum Verkauf angeboten.
Die Kringloopwinkel waren eine Offenbarung. Der erste lag etwas außerhalb in einem Industriegebiet in einem großen Geschäftsgebäude. Die Außenfassade trug ein Banner, das stolz verkündete, dass der Laden jüngst zum schönsten der Stadt gekürt worden sei. Drinnen hatte ich auch eher das Gefühl, in einer gut sortierten Boutique gelandet zu sein als in einem Gebrauchtwarenhandel. Alle Kleider waren nach Farbfamilien sortiert und die Angebotspalette war so umfangreich, dass ich nach ein paar Minuten des Stöberns zehn Kleiderbügel über dem Arm hängen hatte. Die Preise waren human, das teuerste Stück, das mir unterkam, kostete acht Euro. Vor allem war alles sehr liebevoll präsentiert, hell, freundlich und durchgängig mit einem ganz eigenen Stil. Die Stimmung war gelassen-entspannt, Kunden plauderten miteinander (und auch mit mir: "Ach, den Rock hatte ich auch gerade, passte mir leider nicht. Der ist toll, würde Ihnen gut stehen!").
Gegenüber der Kleiderabteilung reihten sich Regale mit Haushaltswaren aneinander, Kurioses küsste Konventionelles, es gab Satztischchen in Eiche Rustikal und Fernsehsessel, Messingleuchter und Picknickartikel und Couchtische, die aussahen wie Einzelstücke von teuren Designern. In der oberen Etage gab es eine eigene Bücherabteilung, Kinderspielzeug, Teppiche, Lattenroste, Uhren, Schränke, Schallplatten und Bilderrahmen. Nutzloses und Schräges, eine ganze Glasvitrine mit alten Fotoapparaten und eine riesige Kiste voller Inline-Skates, Preis pro Paar 2,50 €. Es war wie Flohmarkt, nur ohne die schlecht gelaunten kommerziellen Standbetreiber mit ihren Mondpreisen und um einiges gepflegter.
Ich ließ dann auch noch etwas da: Zwei Paar mir zu enge Jeans, eine lange, schwarze Hose, mit deren Schnitt ich mich nie anfreunden konnte, ein schwarzes Abendkleid, in das ich längst nicht mehr reinpasste, und eine hellblaue Hemdbluse, deren Farbe mich immer wie ein Gespenst hat aussehen lassen. Mitgenommen habe ich den Rock, den die andere Frau auch so schön fand, ein graues Hemdchen mit Spitze am Ausschnitt und Satinträgern und eine alte Blechdose, die mal Kaffeebonbons enthalten hatte. Bilanz Kringloopwinkel 1: Drei Beutestücke für insgesamt 10,33 €.
Auf dem Nachhauseweg habe ich dann den zweiten Kringloopwinkel angesteuert. Etwas kleiner, in einer alten Fabrik untergebracht, und dennoch nicht weniger nett. Hier gab es eine eigene Ecke für Markenkleidung, eine Abteilung mit Stoffen und Knöpfen, draußen im Hof Angebote für Camping und Garten und außerdem viel, viel Hausrat und Möbel. In einer Ecke waren funktionsfähige Lampen und Fernseher aufgebaut, und im hinteren Teil gab es zwei zueinander passende charmante Massivholzbetten für 65 € pro Stück, über die man glatt hätte nachdenken können, hätte Bedarf an Betten bestanden. Die Bücherabteilung war liebevoll eingerichtet und mit einem alten Eisenbahnabteil-Sitz ausgestattet und es gab sogar eine Regalzeile mit deutschsprachigen Büchern. Nah der Kasse an den Fenstern standen Tische und Stühle zum Kaffeetrinken.
Hier habe ich eine hinreißende Bluse aus leichter, grauer Baumwolle mit Perlmuttknöpfchen gefunden und ein figurbetontes lila T-Shirt. Gesamtpreis hier: 6 €.
Ich bin begeistert und würde wieder "kringloopwinkelen", auch wenn jetzt erst einmal genug Shopping stattgefunden hat. Das Ganze ist eine ernstzunehmende Alternative zu Billig-Modeketten, ohne dass die Einkäufe das Portemonnaie über Gebühr strapazieren, und ich mag den Grundgedanken hinter der Sache. Die Qualität des Angebotenen war dermaßen gut, dass ich auch da keine Abstriche machen musste. Gleichzeitig ist das auch wieder etwas ganz anderes als diese Art von Edel-Second-Hand-Läden, die sich preislich für mich verbieten. Normalerweise habe ich es ja nicht so mit Kaufrausch, aber das war wirklich eine feine Sache.
Heute habe ich dann die zwei sogenannten Kringloopwinkel in meiner unmittelbaren niederländischen Nachbarschaft ausprobiert. Darauf gestoßen war ich, als ich nach Second-Hand-Läden in dieser Ecke gegoogelt habe. Die Sache mit dem Kringloop (Kreislauf) funktioniert nicht ganz wie Second-Hand-Geschäfte. Man gibt seine Kleider und andere gebrauchte Dinge dort gratis ab, so als täte man sie hier in den Altkleidersack. Es gibt nichts dafür. Aber die Sachen gehen dann eben ins hiesige Geschäft, nicht in Ballen geschnürt nach Afrika. Sie werden sortiert und wieder zum Verkauf angeboten.
Die Kringloopwinkel waren eine Offenbarung. Der erste lag etwas außerhalb in einem Industriegebiet in einem großen Geschäftsgebäude. Die Außenfassade trug ein Banner, das stolz verkündete, dass der Laden jüngst zum schönsten der Stadt gekürt worden sei. Drinnen hatte ich auch eher das Gefühl, in einer gut sortierten Boutique gelandet zu sein als in einem Gebrauchtwarenhandel. Alle Kleider waren nach Farbfamilien sortiert und die Angebotspalette war so umfangreich, dass ich nach ein paar Minuten des Stöberns zehn Kleiderbügel über dem Arm hängen hatte. Die Preise waren human, das teuerste Stück, das mir unterkam, kostete acht Euro. Vor allem war alles sehr liebevoll präsentiert, hell, freundlich und durchgängig mit einem ganz eigenen Stil. Die Stimmung war gelassen-entspannt, Kunden plauderten miteinander (und auch mit mir: "Ach, den Rock hatte ich auch gerade, passte mir leider nicht. Der ist toll, würde Ihnen gut stehen!").
Gegenüber der Kleiderabteilung reihten sich Regale mit Haushaltswaren aneinander, Kurioses küsste Konventionelles, es gab Satztischchen in Eiche Rustikal und Fernsehsessel, Messingleuchter und Picknickartikel und Couchtische, die aussahen wie Einzelstücke von teuren Designern. In der oberen Etage gab es eine eigene Bücherabteilung, Kinderspielzeug, Teppiche, Lattenroste, Uhren, Schränke, Schallplatten und Bilderrahmen. Nutzloses und Schräges, eine ganze Glasvitrine mit alten Fotoapparaten und eine riesige Kiste voller Inline-Skates, Preis pro Paar 2,50 €. Es war wie Flohmarkt, nur ohne die schlecht gelaunten kommerziellen Standbetreiber mit ihren Mondpreisen und um einiges gepflegter.
Ich ließ dann auch noch etwas da: Zwei Paar mir zu enge Jeans, eine lange, schwarze Hose, mit deren Schnitt ich mich nie anfreunden konnte, ein schwarzes Abendkleid, in das ich längst nicht mehr reinpasste, und eine hellblaue Hemdbluse, deren Farbe mich immer wie ein Gespenst hat aussehen lassen. Mitgenommen habe ich den Rock, den die andere Frau auch so schön fand, ein graues Hemdchen mit Spitze am Ausschnitt und Satinträgern und eine alte Blechdose, die mal Kaffeebonbons enthalten hatte. Bilanz Kringloopwinkel 1: Drei Beutestücke für insgesamt 10,33 €.
Auf dem Nachhauseweg habe ich dann den zweiten Kringloopwinkel angesteuert. Etwas kleiner, in einer alten Fabrik untergebracht, und dennoch nicht weniger nett. Hier gab es eine eigene Ecke für Markenkleidung, eine Abteilung mit Stoffen und Knöpfen, draußen im Hof Angebote für Camping und Garten und außerdem viel, viel Hausrat und Möbel. In einer Ecke waren funktionsfähige Lampen und Fernseher aufgebaut, und im hinteren Teil gab es zwei zueinander passende charmante Massivholzbetten für 65 € pro Stück, über die man glatt hätte nachdenken können, hätte Bedarf an Betten bestanden. Die Bücherabteilung war liebevoll eingerichtet und mit einem alten Eisenbahnabteil-Sitz ausgestattet und es gab sogar eine Regalzeile mit deutschsprachigen Büchern. Nah der Kasse an den Fenstern standen Tische und Stühle zum Kaffeetrinken.
Hier habe ich eine hinreißende Bluse aus leichter, grauer Baumwolle mit Perlmuttknöpfchen gefunden und ein figurbetontes lila T-Shirt. Gesamtpreis hier: 6 €.
Ich bin begeistert und würde wieder "kringloopwinkelen", auch wenn jetzt erst einmal genug Shopping stattgefunden hat. Das Ganze ist eine ernstzunehmende Alternative zu Billig-Modeketten, ohne dass die Einkäufe das Portemonnaie über Gebühr strapazieren, und ich mag den Grundgedanken hinter der Sache. Die Qualität des Angebotenen war dermaßen gut, dass ich auch da keine Abstriche machen musste. Gleichzeitig ist das auch wieder etwas ganz anderes als diese Art von Edel-Second-Hand-Läden, die sich preislich für mich verbieten. Normalerweise habe ich es ja nicht so mit Kaufrausch, aber das war wirklich eine feine Sache.