Sturmflut
Sonntag, 22. November 2009
Über die Kunst, nicht um jeden Preis gemocht werden zu wollen...
Die Anderen... Manches Mal in meiner Vergangenheit wünschte ich mir, es gäbe sie nicht, ich könnte ihren Blicken entkommen, ich müsste es nicht ertragen, ihren Spott, ihre Missbilligung zu erfahren. Manches Mal wäre es einfacher gewesen, hätte ich ihnen nicht begegnen müssen. In allem war Urteil, im Blick, im Lachen, im vermiedenen Gespräch. Und immer die Furcht: Mit mir stimmt etwas nicht, niemand mag mich... Was impliziert, dass man sich die Anderen nicht wirklich fortwünscht, sondern im Grunde der brennende Wunsch besteht, dazuzugehören, bewundert und gemocht zu werden.

Was tut man alles, um gemocht zu werden... Man kauft die "richtigen" Klamotten, man benimmt sich auf eine bestimmte Art und Weise, hält gewisse Regeln ein im Bezug auf Kommunikation und Miteinander, versucht, konform zu gehen, freundlich zu sein, Anteil und Verständnis aufzubringen. Bis zu einem gewissen Grad ist das völlig akzeptabel. Der Mensch ist ein soziales Wesen und kann ohne das Feedback seiner Mitmenschen nicht wirklich existieren, oder eben nur mehr schlecht als recht.

Dumm ist nur, wenn man spürt, dass dieses Verhalten nichts ändert. Und dass man eigentlich machtlos ist. Ab wo ist das zu viel? Ab wann wurde mir das zu viel? Immer den Blick auf die Anderen gerichtet, auf die wichtigen Personen, von deren Urteil meine Existenz abhing. Immer darauf fokussiert, dem anderen die Gedanken, vorranging Ablehnung und Missgunst, aus dem Gesicht abzulesen und möglichen Ausbrüchen zuvorzukommen, durch Nettsein, Verleugnen der eigenen Grenzen, durch Anpassung bis zum Geht-Nicht-Mehr.

Es geht nicht mehr. Es fühlt sich intensiv an und unkontrollierbar, aber die ohnehin schon immer vorhandene Tatsache, dass mich nicht jeder mögen kann und auch nicht jeder mögen muss, gewinnt an Gewicht für mich. Wenn es so ist, dann kann ich doch sowieso tun, was ich will. Dann kann ich meine eigene Zornigkeit, meine Wut und Missbilligung zum Ausdruck bringen. Keine Verantwortung mehr für die Gefühle anderer. Achtung, ja, aber keine Schuld. Endlich.

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