Sturmflut
Freitag, 12. März 2010
Ansprüche
Manchmal verstehe ich die Frauen nicht, auch wenn ich selbst zur weiblichen Hälfte der Bevölkerung zähle. Manchmal verknotet sich mir das Gehirn angesichts so viel Kompliziertheit und Komplikation.

Was ich vor allem nicht verstehe sind die Ansprüche, die so manches Prinzesschen hat. Ich will da nicht verallgemeinern, denn ich glaube wirklich, dass es eine Menge am Boden gebliebener Frauen gibt, die wirklich auch noch lebenspraktisch sind. Aber es gibt eben auch diese Schneewittchen-Version, die ich irgendwie nicht begreife.

Es gab im Buchhandel mal eine Blechdose zu kaufen (was drin war, weiß ich nicht mehr genau), die beschriftet war mit "Traummann zum Selberbacken". Einigen Studienfreundinnen hätte ich die damals schenken können. Stundenlanges Lamentieren habe ich mir anhören müssen - entweder über die Einsamkeit (die zugegebenermaßen schrecklich sein kann) oder über die menschlichen Makel der männlichen Kandidaten, die auf der Bildfläche auftauchten. Die tauchten meistens auch schnell wieder ab, weil sie signalisiert bekamen, definitiv nicht perfekt genug zu sein.

Ich sehe ja ein, dass Nerds mit Blassgesicht, Pferdeschwanz und langem, schwarzem Kunstledermantel nicht unbedingt Optimalkandidaten für eine intime Beziehung sind. Aber es stand eigentlich schon immer felsenfest fest, wer der Optimalkandidat war. "Der da auf jeden Fall nicht...!!!" Derjenige welche konnte noch so nett sein, irgendeine Macke hatte er immer. Abstehende Ohren. Einen komischen Musikgeschmack. Er mochte keinen Prosecco. Hatte den falschen Beruf. Oder eine zu nette Ex-Freundin. Oder sah Brad Pitt nicht ähnlich genug. Oder mochte kein Sushi. Oder, noch schlimmer, er hat sich die Zehennägel geschnitten. In ihrer Gegenwart!! Bla, bla, bla...

Dabei sind besagte frühere Studienfreundinnen noch nette Mädels. Die Zickenversion ist noch eine Nummer schlimmer. Ich meine, im Kontext der heillosen Romantisierung von Partnerschaft und Ehe erscheinen manche himmelhohen Erwartungen zumindest logisch. Aber man kann sich schon fragen, was die Frau eigentlich will. Am meisten regt mich auf, wenn solche Sprüche kommen wie "Er soll mich auf Händen tragen!" oder "Er soll mich ohne Worte verstehen!" Und dann bitte noch genügend Geld für eine Spülmaschine haben, damit sich Schneewittchen nicht die kunstbenagelten Hände schmutzig machen muss - denn selber spülen soll er natürlich auch wieder nicht, das wäre denn doch zu weich.

Aber auch wenn es nicht ganz so zickig ausfällt, frage ich mich oft, woher dieser Perfektionsanspruch kommt. Ich hatte schon in so manchem Gespräch unter Frauen den Eindruck, dass die Mädels so auf den "Richtigen" fixiert sind, dass kein einziger Mann aus Fleisch und Blut auch nur den Hauch einer Chance hat. Zugleich sind sie aber auch sehr fixiert auf ihre Suche. Ich weiß nicht, ob das nach langen Jahren des Single-Daseins zwangsläufig so ist, aber vor lauter Prüfen und Suchen sind die Damen bisweilen so wenig bei sich selbst und so wenig authentisch, dass sie schon zwangsläufig fast abschreckend wirken müssen.

In solch einer Lage geht es gar nicht mehr um die Begegnung zwischen zwei Menschen. Es geht um Marktwerte, um den eigenen und den des Mannes. Zugleich finde ich auch, das sagt noch immer viel über die Position und auch die Selbstwahrnehmung dieser Frauen aus - ihr ganzes Sehnen und Schmachten richtet sich auf den herangaloppierenden Prinzen, den optimalen Vater für die Kinder, den einzigen, wahren Menschen in ihrem Leben. Ich empfinde es als kein Zeichen von Emanzipiertheit, wenn die Damen fordern, von den Männern auf Händen getragen zu werden, im Gegenteil. Es verhindert eine Begegnung auf Augenhöhe. Zurückgezogen im Dornröschenschloss aufs Wachgeküsst-Werden zu warten verhindert das Leben, die eigene Entwicklung. Und es ist so verdammt langweilig, dass es mich nicht wundert, dass manche Damen der Schöpfung ewig warten.

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