Sturmflut
Donnerstag, 27. Oktober 2011
Blähungen
Die Sparer sollen sich am Euro-Rettungsschirm beteiligen, klärte mich gestern ein vom ZDF interviewter Finanzheini auf, dessen Namen ich vergessen habe.

Das Prinzip des sogenannten Hebels habe ich begriffen: Private Anleger tragen das Risiko mit, indem sie (bzw. ihre Banken und Fondsgesellschaften) Staatsanleihen der besagten Länder kaufen. Dazu sollen sie animiert werden, indem ihnen eine Teilkaskoversicherung angeboten wird. Sprich: Wenn Du auf die Nase fällst, dann brichst Du Dir zwar sämtliche Knochen im Leib, aber immerhin nicht das Genick!

Der Krawattenträger in dem Interview sprach lustigerweise immer von Sparern. Wenn ich mir einen Sparer vorstelle, dann habe ich jemanden vor dem inneren Auge, der jede Woche in seiner Stammkneipe zwei Euro in den Sparkasten steckt, oder ein Kind, das am Weltspartag seine Klüngelbüchse zur Sparkasse trägt, oder jemanden, der jeden Monat einen festen Betrag auf sein Sparbuch überweist. Ich bin sogar selbst Sparerin in diesem Sinne, denn ich habe auch zwei Sparbücher (und darauf insgesamt einen Betrag von zwölf Euro zusammengespart).

Aber das war nicht gemeint, als der Geldfuzzi von Sparern sprach. Eigentlich meinte er Anleger. Sparen bedeutet, Geld nicht auszugeben. Anlegen bedeutet, Geld zu verleihen in der Hoffnung, mehr wieder zurückzubekommen. Es bedeutet Gewinnbeteiligung. Ich fände diese Grundannahme fast noch witzig vor dem Hintergrund, dass es zur Zeit in Europa so aber auch gar nichts zu gewinnen gibt, weil eh schon alle bis zum Hals verschuldet sind. Aber witzig ist das alles wirklich nicht.

Wir haben zu viel Luft im Bauch, wir haben Blähungen. Ökonomische Luftblasen sind sehr schwer verdaulich. Das sollten wir doch eigentlich wissen. Mahlzeit.

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