Sturmflut
Donnerstag, 25. Juli 2013
Sommerstreifzug




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Harz vielleicht
Freundin I. berichtete mir neulich von einem längeren Telefonat mit S., in dem S. ihre Sicht der Dinge schilderte. Inhaltlich sagte I. beinahe gar nichts darüber, sondern merkte nur an, dass S. für ihre Verhältnisse erstaunlich viel berichtet habe. Sich zurückzuhalten, passt zu I.s Charakter. Sie hat eine Meinung, setzt sich aber nicht zwischen die Stühle und behält Anvertrautes für sich. Etwas, das ich ihr hoch anrechne.

Die kurze Bemerkung über dieses Gespräch machte mir klar, dass es aber eben doch immer mindestens zwei Seiten einer Geschichte gibt. Vielleicht auch, weil meine Wut über die verdrehte und verpatzte Wanderung inzwischen verraucht ist, nicht aber meine Zuneigung zu S., setzte ich mich an den Tisch und schrieb ihr einen langen Brief.

Vorgestern lag dann ein Umschlag von S. in meinem Briefkasten. Zwei Seiten dicken Papiers hatte sie gefüllt, und nicht nur aus ihren Worten, auch an ihrer Handschrift ließ sich ablesen, wie unglaublich müde sie ist.

Ich frage mich, ob es letztlich allein diese Müdigkeit war, die ich im Kontakt mit ihr immer gespürt habe und die mich vermuten ließ, dass sie nicht anwesend und präsent sei. Ich weiß, wie schwer es S. fällt, mit dieser Müdigkeit umzugehen und die eigenen Grenzen zu akzeptieren, und also muss es mich auch nicht verwundern, wenn sie sie mir gegenüber nicht kommuniziert. In diesem Brief tat sie es dann schon, und sie merkte an, möglicherweise sei es in der Tat wichtig für sie, sich in ihren Aktivitäten zu beschränken und dies dann auch auszuhalten.

Ich denke, irgendwie ist das einfach ein neues Kapitel Freundschaft. Wir haben uns verkracht, auseinandergesetzt, über den anderen geärgert, und jetzt ist es vielleicht an der Zeit, Dinge in dieser Beziehung neu anzugehen und anders zu betrachten.

Vor allem würde ich aber gern mit ihr reden. Und sie auch mit mir. Sie schlug vor, vielleicht doch noch einmal Zeit zusammen zu verbringen und griff den Gedanken wieder auf, noch gemeinsam in den Harz zu fahren. Das hatten wir ursprünglich mal als "Übungstour" in Vorbereitung für die große Wanderung in diesem Jahr angedacht, aber es fiel dann auch wieder ins Wasser.

Der Gedanke erscheint mir irgendwie passend. Wir hätten die Möglichkeit, uns für ein paar Nächte irgendwo einzumieten und dann kleine Wanderungen ohne Gepäck zu unternehmen, die uns die Gelegenheit bieten, ins Gespräch zu kommen und dabei zugleich die Natur zu genießen.

Ich rolle den Gedanken noch ein wenig hin und her und werde dann mit ihr darüber telefonieren. Ich freue mich, dass wir uns letzten Endes doch nicht vollständig verloren haben und dass uns offenbar an der jeweils anderen genug gelegen ist, um nicht einfach die Flinte ins Korn zu werfen.

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