Was man nicht hat...
Am 17. Okt 2011 im Topic 'Deckschrubben'
Im Presseclub am Sonntag stritten sich vier Redakteure (gespalten in zwei Parteien) darum, ob sich die deutsche Binnenkonjunktur ausreichend steigern wird, um angesichts von Eurokrise und wirtschaftlicher Rezession trotzdem Anlass zu Optimismus zu geben. Binnenkonjunktur gilt wirtschafts- und wachstumsgläubigen Menschen ohnehin ja in starkem Maße als Allheilmittel. Beinahe ist man geneigt zu glauben, vermehrter Konsum um des Wirtschaftswachstums willen sei der einzige Grund, den die zahlreichen Experten für Lohnerhöhungen akzeptieren können. So auch Marc Beise von der Süddeutschen, der so viele Leute wie nie zuvor in Deutschland in Lohn und Brot sieht und daher auch reichlich Potential für Binnennachfrage.
Dass ihm Ulrike Herrmann von der „taz“ vehement widersprach und konstatierte, dass viele derjenigen, die einen Job hätten, insgesamt weniger arbeiteten und weniger verdienten, ergo auch weniger konsumieren könnten, kratzte Herrn Beise wenig. Der vermehrte Konsum sei Fakt, statistisch erfasst und daher ein reeller und realer, ernstzunehmender Aspekt, wenn es darum gehe, dass sich Deutschland auch aus dieser Krise herausstrampeln werde wie die Ratte aus dem Sahnetopf.
Zwei Positionen, ein Zwiespalt. Was macht man mit diesem Widerspruch? Wenn der erstarkende Konsum innerhalb Deutschlands tatsächlich nachgewiesen ist, wie verträgt sich das mit der ebenfalls nachgewiesenen Tatsache, dass immer mehr Menschen in Teilzeit, befristet, für wenig Geld arbeiten?
Wir konsumieren, das mag sogar stimmen. Aber wir konsumieren auf Pump. Was bei der ganzen Euro-Schuldenkrise vollkommen unerwähnt bleibt, das sind die privaten Schulden. Alles lässt sich heute finanzieren, der Flachbildfernseher, das Auto, die Klamotten beim Versandhaus (auch da geht Ratenzahlung), und der alltägliche Bedarf wird durch den überzogenen Dispokredit gedeckt. Die Wirtschafts- und Wohlstandsapostel argumentieren beinahe so, als wüchse das Geld auf Bäumen. Aber in diesem Land, in dem es immer noch keine gesetzlichen Mindestlöhne gibt (was ich für eine absolute Schande halte), wird trotzdem fleißig gekauft, und man freut sich drüber. Klar, es gibt ja auch keinen Grund, warum sich eine Bank nicht freuen sollte über die langfristige Fesselung der „Kunden“ durch Ver- und Überschuldung zu völlig überhöhten Zinsen. Das ist der Preis, den der Geringverdiener zu zahlen hat, um am fröhlich-bunten Konsumrausch teilnehmen zu dürfen und so dazuzugehören.
Wer diese verquaste Spirale jetzt aber für den Heilsbringer und Wohlstandsgaranten schlechthin hält, der hat definitiv nicht mehr alle Nadeln an der Tanne.
Was man nicht hat, kann man auch nicht ausgeben. Das wußte meine Oma schon. Dass das mit solcherlei Vakuum-Management schiefgehen muss, das können sich die besagten Experten jetzt schon mal im Großen mit Griechenland anschauen. Zum Üben.
Dass ihm Ulrike Herrmann von der „taz“ vehement widersprach und konstatierte, dass viele derjenigen, die einen Job hätten, insgesamt weniger arbeiteten und weniger verdienten, ergo auch weniger konsumieren könnten, kratzte Herrn Beise wenig. Der vermehrte Konsum sei Fakt, statistisch erfasst und daher ein reeller und realer, ernstzunehmender Aspekt, wenn es darum gehe, dass sich Deutschland auch aus dieser Krise herausstrampeln werde wie die Ratte aus dem Sahnetopf.
Zwei Positionen, ein Zwiespalt. Was macht man mit diesem Widerspruch? Wenn der erstarkende Konsum innerhalb Deutschlands tatsächlich nachgewiesen ist, wie verträgt sich das mit der ebenfalls nachgewiesenen Tatsache, dass immer mehr Menschen in Teilzeit, befristet, für wenig Geld arbeiten?
Wir konsumieren, das mag sogar stimmen. Aber wir konsumieren auf Pump. Was bei der ganzen Euro-Schuldenkrise vollkommen unerwähnt bleibt, das sind die privaten Schulden. Alles lässt sich heute finanzieren, der Flachbildfernseher, das Auto, die Klamotten beim Versandhaus (auch da geht Ratenzahlung), und der alltägliche Bedarf wird durch den überzogenen Dispokredit gedeckt. Die Wirtschafts- und Wohlstandsapostel argumentieren beinahe so, als wüchse das Geld auf Bäumen. Aber in diesem Land, in dem es immer noch keine gesetzlichen Mindestlöhne gibt (was ich für eine absolute Schande halte), wird trotzdem fleißig gekauft, und man freut sich drüber. Klar, es gibt ja auch keinen Grund, warum sich eine Bank nicht freuen sollte über die langfristige Fesselung der „Kunden“ durch Ver- und Überschuldung zu völlig überhöhten Zinsen. Das ist der Preis, den der Geringverdiener zu zahlen hat, um am fröhlich-bunten Konsumrausch teilnehmen zu dürfen und so dazuzugehören.
Wer diese verquaste Spirale jetzt aber für den Heilsbringer und Wohlstandsgaranten schlechthin hält, der hat definitiv nicht mehr alle Nadeln an der Tanne.
Was man nicht hat, kann man auch nicht ausgeben. Das wußte meine Oma schon. Dass das mit solcherlei Vakuum-Management schiefgehen muss, das können sich die besagten Experten jetzt schon mal im Großen mit Griechenland anschauen. Zum Üben.