Sturmflut
Montag, 5. September 2011
Tanz der Fledermäuse
Es war wahrscheinlich der letzte laue Sommerabend, den es in diesem Jahr noch gab. Am Samstag bin ich noch einmal ohne Ärmel und in meinen heißgeliebten Zehensandalen herumgelaufen. Nach diesen warmen anderthalb Tagen liegt jetzt doch schon ein deutlicher Herbstgeruch in der Luft.

Es war ein irgendwie leichter Tag. Ich habe ein bisschen hier geräumt und ein bisschen da gewühlt, laut gesungen und tief geatmet. Noch einmal die Balken aus Nachmittagssonne im oberen Geschoss an der Wand, und man kann die Wärme riechen. Ich rieche so gern die Wärme oben unterm Dach.

Später dann in der Dämmerung hänge ich noch eine Ladung Wäsche auf (sie wird zukünftig zum Trocknen wieder Tage und Tage brauchen...). Der Nachthimmel ist tiefblau. In den Zweigen der Eichen, die das Grundstück säumen, hält sich ein gelber Sichelmond fest. Ich habe die letzten Klammern festgesteckt, da flattern schwarze Flügel über mir, und sie sind so schnell weg, wie sie gekommen sind, lautlos, verhuscht. Fledermäuse.

Das ist hier in dieser Gegend eigentlich nicht ungewöhnlich, aber ich war selten genug abends draußen. Und diesmal sind sie so nah am Haus! So nah über meinem Kopf, es sind vier, vielleicht fünf. Mehrere kleine, die manchmal zu zweit fliegen, umeinander herum wie verliebte Vögel. Manche sind richtig groß, die Flügelspanne wie meine beiden Handflächen zusammen.

Die Grillen zirpen. Ich stelle meinen Stuhl nah an die warme Hauswand, hole mir ein kühles Bier aus der Küche, lehne mich zurück und schaue ihnen zu, bis es zu dunkel wird.

Ich sauge mich noch mal voll mit diesen Gerüchen und Geräuschen, und als ich schließlich die hintere Tür hinter mir schließe, sage ich Adieu zum Sommer. Ein schöner Abschied.

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