... später
Mittwoch, 21. September 2011
Geschenkt.
Am 21. Sep 2011 im Topic 'Hoch- und Niedrigwasser'
Ich mag es nicht sonderlich, Geburtstag zu haben. Es soll ja Leute geben, die es total genießen können, im Mittelpunkt zu stehen und sich von Hans und Franz abknuddeln zu lassen, ein Gläschen Prosecco dazu, alles fluffig. Aber zu denen gehöre ich nicht. Das ist einfach nicht mein Feld. Im Übrigen weiß ich, dass diejenigen Menschen, denen ich wirklich wichtig bin, öfter als nur einmal im Jahr an mich denken und dass dieser Tag, an dem ich zur Welt kam, nur so viel Bedeutung hat, wie ich ihm beimesse.
Gestern kam der Gemahl nach hause und drückte mir einen dicken Umschlag in die Hand, den er aus dem Postkasten gefischt hatte. Darauf die Handschrift meines Vaters - schon mal keine gute Voraussetzung für eine positive Überraschung. In den letzten Jahren hatte ich alle Zuwendungen, die seitens meiner Eltern kamen, rigoros abgelehnt. Das mag auch daran liegen, dass ich es nicht gelernt habe, unbefangen Geschenke entgegen zu nehmen. Immer war alles mit einem Deal verbunden. Geschenk gegen Dankbarkeit. Geschenk gegen Aufmerksamkeit. Geschenk gegen Zuneigung. Geschenk gegen Verbundenheit. In der braunen Papiertüte war auch ein Geschenk. Zu meinem fünfunddreißigsten Geburtstag ein Jahresabonnement auf "Die Zeit". In der Sache ist dagegen nichts einzuwenden. Lesen bildet.
"Was soll ich jetzt tun?", fragte ich den Gatten. Der gab zu bedenken, dass dieses Geschenk mich überhaupt nicht in Zugzwang setzt, wenn ich daran die Maßstäbe anlege, die üblicherweise für Geschenke gelten, nicht in der Welt meiner Eltern. Denn ein Geschenk ist ein Geschenk. Ich müsste gar nicht reagieren. So weit, so gut.
Als ich heute morgen darüber nachdachte, fiel mir allerdings auf: Ein Abonnement ist ein Geschenk, dass ich nicht zurückschicken kann. Und: Es "zwingt" mich quasi wöchentlich dazu, an meine Eltern zu denken. Ob hinter diesen beiden Umständen unbewusste Wünsche, kaltes Kalkül oder lediglich die besten Absichten stecken, weiß ich nicht.
Jedenfalls setzt bei mir noch immer reflexartig der Mechanismus ein, nach dem mein Leben mein Leben lang funktioniert hat: Die Erwartungen meiner Eltern zu erraten und in der Folge das Gefühl der Verpflichtung zur Dankbarkeit und zu einer Gegenleistung. Fesselung und das Gefühl, gekauft worden zu sein. Käuflich zu sein. Eine Hure, die ihre Prinzipien über Bord wirft, sobald ein Vorteil am Horizont sichtbar wird. Aber was soll schon auch anderes dabei herauskommen als eine Hure, wenn meine engsten Verwandten mich dafür bezahlen, dass ich sie "liebe".
Ich liebe sie nicht. Das ist das Problem.
Gestern kam der Gemahl nach hause und drückte mir einen dicken Umschlag in die Hand, den er aus dem Postkasten gefischt hatte. Darauf die Handschrift meines Vaters - schon mal keine gute Voraussetzung für eine positive Überraschung. In den letzten Jahren hatte ich alle Zuwendungen, die seitens meiner Eltern kamen, rigoros abgelehnt. Das mag auch daran liegen, dass ich es nicht gelernt habe, unbefangen Geschenke entgegen zu nehmen. Immer war alles mit einem Deal verbunden. Geschenk gegen Dankbarkeit. Geschenk gegen Aufmerksamkeit. Geschenk gegen Zuneigung. Geschenk gegen Verbundenheit. In der braunen Papiertüte war auch ein Geschenk. Zu meinem fünfunddreißigsten Geburtstag ein Jahresabonnement auf "Die Zeit". In der Sache ist dagegen nichts einzuwenden. Lesen bildet.
"Was soll ich jetzt tun?", fragte ich den Gatten. Der gab zu bedenken, dass dieses Geschenk mich überhaupt nicht in Zugzwang setzt, wenn ich daran die Maßstäbe anlege, die üblicherweise für Geschenke gelten, nicht in der Welt meiner Eltern. Denn ein Geschenk ist ein Geschenk. Ich müsste gar nicht reagieren. So weit, so gut.
Als ich heute morgen darüber nachdachte, fiel mir allerdings auf: Ein Abonnement ist ein Geschenk, dass ich nicht zurückschicken kann. Und: Es "zwingt" mich quasi wöchentlich dazu, an meine Eltern zu denken. Ob hinter diesen beiden Umständen unbewusste Wünsche, kaltes Kalkül oder lediglich die besten Absichten stecken, weiß ich nicht.
Jedenfalls setzt bei mir noch immer reflexartig der Mechanismus ein, nach dem mein Leben mein Leben lang funktioniert hat: Die Erwartungen meiner Eltern zu erraten und in der Folge das Gefühl der Verpflichtung zur Dankbarkeit und zu einer Gegenleistung. Fesselung und das Gefühl, gekauft worden zu sein. Käuflich zu sein. Eine Hure, die ihre Prinzipien über Bord wirft, sobald ein Vorteil am Horizont sichtbar wird. Aber was soll schon auch anderes dabei herauskommen als eine Hure, wenn meine engsten Verwandten mich dafür bezahlen, dass ich sie "liebe".
Ich liebe sie nicht. Das ist das Problem.
... früher