Sturmflut
Montag, 7. November 2011
Crash
Ach je, wenn einem plötzlich der Rechner abraucht, dann weiß man erst, wie abhängig man von dem Ding ist.

Meiner hat zwei Festplatten - eine für Betriebssystem und Programme, eine für all die bunten, lustigen Daten, die im Laufe der Zeit anfallen: Texte, Urlaubsfotos, Photoshop-Basteleien, Playlists für Cassetten, Fonts und so weiter und so fort. Letzte Woche überhitzte die CPU, und das nahm das Betriebssystem übel. Nach dem Start nur noch Schwärze, unbeweglich, anklagend und hartnäckig. Mein Magen machte ein Drehmanöver, und in meinem Schädel blubberten die Worte "Hätt' ich nur..." und "Back-up!" abwechselnd vor sich hin.

Aber die Platte mit den Daten blieb unversehrt, manchmal habe ich unverschämtes Glück. Also hat der Gemahl die andere Platte ausgebaut, vollständig geprüft, formatiert und alles neu installiert, was es zu installieren gibt. Jetzt ist es also wieder mal an der Zeit, meinen Rechner neu einzurichten. Mailkonten. Browser. Hintergrundbild. Programme. Scannertreiber. Java.

Also habe ich am Samstag in der Mall unserer Nachbarstadt erst einmal eine externe Festplatte gekauft. Das Anfertigen von Back-ups scheiterte nämlich immer an der Faulheit, den ganzen Rummel auf mehrere CDs zu brennen - was im Übrigen inzwischen natürlich eine völlig veraltete Methode ist. Ab jetzt wird synchronisiert. Und praktisch ist so ein Teil natürlich auch.

Was mich wirklich schmerzt: Allein meine Mails habe ich nicht auf der heil gebliebenen Platte gespeichert. Die lagen auf der anderen. Das heißt, all die lieben Worte, die mir manche Menschen im Lauf der Zeit schrieben, sind fort. Naja, zumindest die Möglichkeit, sie nachzulesen. Mir bleibt das, was im Herzen ist. Das Grundgefühl. Und das, was noch kommen wird.

Wenn ich auf diese Weise mit dem Gefühl konfrontiert werde, loslassen zu müssen, dann wird mir wieder mal klar, was wesentlich ist. Bilder, Texte, all diese Dinge, an die sich Erinnerungen knüpfen, können schlagartig verloren gehen. Wie bei einem Hausbrand. Die ideellen Dinge, das, was man in den Koffer packen würde, wenn man nur ganz wenig mitnehmen könnte - auch das ist flüchtig. Was bleibt ist das, was sich im Kopf, im Herzen befindet.

Ich bin froh, dass es nicht zum Super-GAU gekommen ist, dass meine kreativen Ergüsse, meine Gedankenstränge, meine schrift- und bildgewordenen Erinnerungen geblieben sind. Ich klammere mich an sie. Ich werde auch zukünftig Back-ups anfertigen.

Aber komisch ist es schon, das Gefühl, dass eigentlich nichts bleibt.

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