Sturmflut
Mittwoch, 30. Mai 2012
Das Whiteboard und ich.
Ich stehe vor diesem Whiteboard und komme mir vor wie damals als Fünftklässlerin - das Gehirn ist so leer wie die Tafel selbst, und auf etliche Fragen kann ich nur mit "äh" und "öhm" antworten.

Am Tisch sitzt mein Teamleiter und versucht mich durch winzige Anregungen und knifflige Fragestellungen so weit zu bringen, dass ich von selbst begreife, wie Datenbankmodellierung vor sich geht. Wir reden von Entitäten und Kardinalitäten und Normalisierungen. Mein Kopf dampft. Die Zähne auseinander zu bringen war noch nie meine Stärke, und er sagt: "Denk laut!" Und ich denke: "Ich brauche noch einen Kaffee!", was ich aber nicht laut sage.

Versuch macht klug. Ich male mit den Markern auf der Tafel herum, radiere Verbindungen mit Küchenpapier und Glasreiniger wieder aus und versuche, meine damit verbundenen Gedankengänge zum Ausdruck zu bringen. Habe nicht das Gefühl, dass das bitte bald enden soll, so wie es früher in der Schule war. Der Vormittag, der sich bisweilen zäh hinzieht wie fade gewordenes Kaugummi, verkürzt sich angesichts dieser Form von Gehirnjogging rapide. Ich fühle mich mit Wissen und Logik druckbetankt, aber nicht unwohl. Ein bisschen unsicher allenfalls. Schwanke manchmal, was den korrekten Gebrauch von Begrifflichkeiten betrifft. Teamleiter kann in diesen Dingen kleinlich sein, und so kommt es vor, dass wir von denselben Sachverhalten sprechen, aber nicht dieselben Termini gebrauchen. Und ich schon längst verstanden habe, was er meint, es aber nicht ausdrücken kann.

Ich schätze, das mit dem Whiteboard und mir wird eine Art Hassliebe.

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Gastgebrumm


Seit vorgestern beherbergt unser Garten einen Schwarm Bienen. Das ist nur vorübergehend, sie sollen sich neu orientieren und J. nimmt sie dann in vierzehn Tagen mit nach hause. In der Gartenecke hinten am Zaun steht jetzt eine grüne Kiste mit Styropordeckel, unter dem großes Gesumsel herrscht. Und die Herrschaften schlagen sich auch schon gehörig die Bäuche voll an all den Blühpflanzen in unserem Dschungel.



Ich bin vorsichtig herangekrochen mit der Kamera, um die Starts und Landungen zu erfassen, ohne die wuselnden Viecher gegen mich aufzubringen. Irgendwann landete dann doch eine auf meinem Bein. Fuchteln, das wusste ich, sollte ich tunlichst unterlassen. Madame war allerdings stracks auf dem Weg in mein Hosenbein, da wurde ich dann leicht nervös. Sie ließ sich mittels sanfter Lenkung dazu überreden, ins Gras zu krabbeln. Nur nicht hektisch werden!



Jetzt kommt zu meinem üblichen Rundgang unter dem Motto "Ich muss gucken, wie alles wächst" die Inspektion "unserer" Bienen. Seit J. mit der Imkerei begonnen hat, komme ich regelmäßig in den Genuss garantiert antibiotikafreien und regional erzeugten Honigs.



An dieser Ernte ist jetzt sogar etwas ganz und gar Heimisches. Es ist nett, das alles zu verfolgen. Auch wenn es bedeutet, dass Barfußlaufen im Gras jetzt für zwei Wochen tabu ist.

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