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Dienstag, 1. Oktober 2013
Das Recht auf Gefühle
Am 1. Okt 2013 im Topic 'Tiefseetauchen'
Die Depression, die mein Leben einmal so massiv im Griff hatte, lebt nach wie vor als Schatten in mir, aber sie frisst mich nicht mehr. Aber wenn ich Artikel wie diesen lese, dann kommt eine Menge wieder hoch, und zugleich kommen mir die Tränen, was ein großes Glück ist.
Die Erinnerung an totale Talsohlen ist tief in meine Zellen eingegraben, und sie bleibt. Eine Erinnerung daran, wie es ist, sich zu wünschen, man existierte nicht mehr. Wie übermächtig dieser Wunsch sein kann - hör doch auf, hör auf zu sein, hör auf, gib endlich Ruhe! Wenn ich lese, wie Stephen Fry seine unendliche, innere Einsamkeit beschreibt, habe ich einen dicken Kloß im Hals, weil ich das zu gut kenne. Du treibst allein im Universum, und selbst, wenn alle um dich herum lächeln und dir nette Dinge sagen, wohnt in dir diese vollkommene Verneinung, die dich von allem anderen entkoppelt, vereinzelt und hoffnungslos verloren macht. Du möchtest, dass das aufhört, diese grausame Verzerrung des Inneren. Nur Stille. Selbstbeendigung als einzige Lösung, harsch, blank und scharf, bar jeglicher Tränen.
Fry schreibt, wie Außenstehende immer wieder die Gefühle werten. "“How can someone so well-off, well-known and successful have depression?” they ask." Ja, wem es doch so gut geht, wem der Erfolg zufliegt, der hat doch kein Recht zur Klage. Aber Depression ist so viel mehr als Klage und Jammern. Wenn man sich fragen muss, auf welche Gefühle man ein Recht hat, dann wird die hässliche Fratze des Ganzen deutlich: Depression ist die konsequent auf die Spitze getriebene, totale Verleugnung des Fühlens. Was bleibt, ist das Gefühl des Nicht-Fühlen-Dürfens, und das kommt dem Entzug der Existenzberechtigung gleich.
"I can (...) see that, bipolar or not, if I'm under treatment and not actually depressed, what the fuck right do I have to be lonely, unhappy or forlorn? I don't have the right. But there again I don’t have the right not to have those feelings. Feelings are not something to which one does or does not have rights."
Gefühle hat man einfach. Das Problem ist nicht die Traurigkeit. Ich habe die Traurigkeit umarmt und willkommen geheißen, als ich endlich wieder in der Lage war, sie zuzulassen. Jede Träne ist besser als das kalte, steinerne Loch.
Heul' nicht rum, dir geht's doch gut! Die eigene Einsamkeit ist eine Bagatelle. Du musst nur mal wieder unter Leute! Der Schmerz gehört überwunden. Lach doch mal! Zusammenreißen ist alles. Weine nicht mehr, schau, hier ist ein Bonbon! Die aufgeschlagenen Knie sind nicht wichtig. Aus Fehlern gehört gelernt. Es ist nicht schlimm, wenn wir fallen. Es ist nur schlimm, wenn wir nicht wieder aufstehen.
Sinnsprüche sind der pure Hohn.
Der einzige Trost, den du hast, ist das Verstreichen der Zeit, und dir bleibt nur, weiter zu atmen. This too shall pass. Halte fest. Bleib.
Die Erinnerung an totale Talsohlen ist tief in meine Zellen eingegraben, und sie bleibt. Eine Erinnerung daran, wie es ist, sich zu wünschen, man existierte nicht mehr. Wie übermächtig dieser Wunsch sein kann - hör doch auf, hör auf zu sein, hör auf, gib endlich Ruhe! Wenn ich lese, wie Stephen Fry seine unendliche, innere Einsamkeit beschreibt, habe ich einen dicken Kloß im Hals, weil ich das zu gut kenne. Du treibst allein im Universum, und selbst, wenn alle um dich herum lächeln und dir nette Dinge sagen, wohnt in dir diese vollkommene Verneinung, die dich von allem anderen entkoppelt, vereinzelt und hoffnungslos verloren macht. Du möchtest, dass das aufhört, diese grausame Verzerrung des Inneren. Nur Stille. Selbstbeendigung als einzige Lösung, harsch, blank und scharf, bar jeglicher Tränen.
Fry schreibt, wie Außenstehende immer wieder die Gefühle werten. "“How can someone so well-off, well-known and successful have depression?” they ask." Ja, wem es doch so gut geht, wem der Erfolg zufliegt, der hat doch kein Recht zur Klage. Aber Depression ist so viel mehr als Klage und Jammern. Wenn man sich fragen muss, auf welche Gefühle man ein Recht hat, dann wird die hässliche Fratze des Ganzen deutlich: Depression ist die konsequent auf die Spitze getriebene, totale Verleugnung des Fühlens. Was bleibt, ist das Gefühl des Nicht-Fühlen-Dürfens, und das kommt dem Entzug der Existenzberechtigung gleich.
"I can (...) see that, bipolar or not, if I'm under treatment and not actually depressed, what the fuck right do I have to be lonely, unhappy or forlorn? I don't have the right. But there again I don’t have the right not to have those feelings. Feelings are not something to which one does or does not have rights."
Gefühle hat man einfach. Das Problem ist nicht die Traurigkeit. Ich habe die Traurigkeit umarmt und willkommen geheißen, als ich endlich wieder in der Lage war, sie zuzulassen. Jede Träne ist besser als das kalte, steinerne Loch.
Heul' nicht rum, dir geht's doch gut! Die eigene Einsamkeit ist eine Bagatelle. Du musst nur mal wieder unter Leute! Der Schmerz gehört überwunden. Lach doch mal! Zusammenreißen ist alles. Weine nicht mehr, schau, hier ist ein Bonbon! Die aufgeschlagenen Knie sind nicht wichtig. Aus Fehlern gehört gelernt. Es ist nicht schlimm, wenn wir fallen. Es ist nur schlimm, wenn wir nicht wieder aufstehen.
Sinnsprüche sind der pure Hohn.
Der einzige Trost, den du hast, ist das Verstreichen der Zeit, und dir bleibt nur, weiter zu atmen. This too shall pass. Halte fest. Bleib.
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