Sturmflut
Donnerstag, 14. November 2013
Träumereien
Nicht annähernd so malerisch, wie es klingt. Während ich mein derzeitiges Seelenleben und die Gesamtmoral gerade als ausgewogen und angenehm einstufe, sieht das mein Unterbewusstsein anscheinend etwas anders.

Es nervt, nachts von Träumen geweckt zu werden, die intensiv sind wie das Leben am Tag. Davon, dass meine Mutter versuchte, mich mit einem Revolver zu erschießen, in voller, ernster Absicht, was nur daran scheiterte, dass das Ding nicht geladen war. Davon, dass mir im Traum immer wieder mein Vater nachstellte und mich dauernd anfassen wollte und sich völlig unberührt davon zeigte, wenn ich ihm sagte, er solle das gefälligst lassen. Wach werde ich dann auch davon, dass ich dann ungeahnt brutal werde und wild auf ihn einprügele, ihm in die Augen greife, ihm mit der Faust ins Gesicht schlage, weil er es einfach nicht begreifen will. Ich werde wach vor Wut, und mir schlägt das Herz bis zum Hals.

Ein früherer Arbeitskollege verwandelte sich in einen Weihnachtsbaum aus Plastik, behängt mit LEDs, und nur ich wußte, dass er es ist.

Und während ich normalerweise überhaupt nie von irgendwelchen fiesen Wesen träume, war neulich die Nacht voller Ameisen, die sich, angezogen von einem kaum wahrnehmbaren Duft nach irgendwas, wimmelnd auf schmaler Spur den Weg in meinen Wohnraum bahnten. Schließlich waren sie überall. Davon wach geworden und wieder eingeschlafen. Die Szenerie wandelte sich, jetzt waren es Kakerlaken, die sich vermehrten, wenn man drauftrat, und eine ölig schwarze Flüssigkeit absonderten. Ich schaufelte sie schließlich aus dem Fenster, kratzte sie vom Parkett, und es schüttelte mich vor Ekel. Das hing mir noch im Wachen lange nach.

Die Nächte sind bunt. Normalerweise mag ich das Träumen. Üblicherweise kann ich auch etwas damit anfangen. Aber allmählich reicht es mir. Ich möchte schlafen, um mich auszuruhen, meinetwegen auch, um Gelerntes und Erlebtes zu verarbeiten, aber was zum Henker kramt und wühlt da in mir?

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