Sturmflut
Dienstag, 26. November 2013
Shit. Shit, shit, shit, shit.
"Man sollte sich wirklich nicht darüber wundern, wenn jemand ins Arbeitsamt kommt und seinen Sachbearbeiter abmurkst!" meint Freundin I. am Telefon, nachdem sie mir zugehört und mich getröstet hat. Und wir lachen beide, aber es ist ein bitteres Lachen, das vielzitierte Quäntchen Galgenhumor, das dafür sorgt, dass man nicht völlig durchdreht.

An die Stelle der angespannten Hoffnung, die gestern noch herrschte, ist die altbekannte Zukunftsangst getreten, gepaart mit einer absolut uferlosen Wut. Ich war hundemüde, aber ich konnte nicht schlafen, weil mir diese Wut einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Ich fühle mich hilflos. Könnte ich wenigstens auf mich selbst wütend sein, mir Versäumnisse vorwerfen und mir versprechen, mich zu bessern, mich mehr anzustrengen, noch mehr Energie in alles zu stecken - ja dann...

Aber so bleibt mir nur, meine Wut diplomatisch in Worte zu kleiden, denn man möchte es sich ja nicht verscherzen mit dem Menschen, von dessen gutem Willen es abhängig ist, ob man die Chance auf einen Berufsabschluss noch erhält oder nicht. Alles Drängen, alle Hinweise auf Termine und Fristen haben nichts genützt. Man praktiziert genüssliche Verschleppung, wo ich schon im Frühsommer um zeitnahe Bearbeitung unter Hinweis auf besagte Fristen bat. Es hängt mir alles so zum Halse heraus.

Mir kommt der gehässige Gedanke, ich soll von meinem Anspruch auf Ausbildung bei voller Zahlung des ALG 1 ins billigere Hartz IV hineinverschlampt werden. Das würde mich vermutlich dann auch williger machen, jeden Drecksjob anzunehmen, anstatt nach etwas Fundiertem zu streben. All mein gesunder Menschenverstand reicht nicht aus, um diesen Gedanken als haltlose Paranoia einzustufen, die aus dem Ärger der Lage geboren ist. Er hat sich festgesetzt und pickert in meinem Hinterkopf vor sich hin. "Warten wir's einfach ab, das Problem erledigt sich von allein!" Ich habe das Gefühl, das hat Methode, aber beweisen könnte ich das natürlich nicht.

Vielleicht ist es auch bloß Inkompetenz. Aber es fällt mir schwer, zu glauben, dass tatsächlich jemand so inkompetent sein könnte.

Ich könnte kotzen. Vermutlich läuft es aber darauf hinaus, dass ich mich weiter um die Dinge kümmere, die bräsig verschleppt eigentlich schon längst den Bach runter gegangen sind, mich zwischendurch in einer schwachen Minute ein bisschen selbst bemitleide, nachts mit heftig schlagendem Herzen erwache, weil ich nicht weiß, was werden soll und schließlich irgendeinen bescheuerten Call-Center-Job annehme, weil mir nichts besseres einfällt. Inzwischen lösen sich die letzten Reste meiner Ansprüche in Luft auf, während die Verantwortlichen Däumchen drehen. Chapeau!

Sorry, ich bin bitter heute.

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