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Mittwoch, 6. August 2014
Suburbane Assimilation
Am 6. Aug 2014 im Topic 'Deckschrubben'
Mein neuer Weg zur Arbeit ist wunderschön. Ich lasse die Stadt links liegen und fahre am Kanal vorbei, zwischen Feldern und an Hecken entlang.
Zwischen hohen, alten Eichen liegen die neu bewohnten Reste von Bauernhöfen. Unter meinem Reifen knirscht Kies, ich kurve um Schlaglöcher herum.
Ein paar hundert Meter, bevor ich in die kleine Allee einschere, die im Gewerbegebiet mündet, läuft jeden Morgen eine Schar Hühner frei herum, komplett mit Hahn. Ich muss an keiner Ampel warten und komme mit ausgelüftetem Kopf bei der Arbeit an. Abends ist die Fahrt wie ein Balsam für die Seele, die vom Bildschirm angestrengten Augen ruhen sich aus und schweifen in die Ferne, der Takt verlangsamt sich und ich atme durch.
Die Umgebung hier ist prächtig. Aber zuerst muss ich durch die Naherholungszone, die sich an mein Stadtviertel anschließt. Ich dachte anderthalb Wochen lang, es sei schön, den Weg direkt am Wasser zu nehmen. Dann hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Dutzend Hundebesitzer dieselbe Ansicht vertritt und die Grünstreifen links und rechts des meterbreiten Fußwegs am Kanal für optimal hält, um Fiffi und Cäsar zur Kackrunde auszuführen. Sie spannen ihre Flexileinen kreuz und quer über den Weg, und manche reagieren nicht einmal mehr auf Klingeln. Sie schleifen ihre Hunde nur dann zu sich zurück, wenn die Gefahr einer Kollision besteht.
Klingt ganz amüsant, aber das ist Suburbia, und das widert mich an. Da bin ich Misanthrop. Ich will meine heile Welt, und da passen mir Hundehaufen nicht ins Konzept, und auch nicht neben Sitzbänken abgestellte Bierflaschen und von Randstreifenmähern zerfräste Plastiktüten.
Auch am anderen Ende meines Arbeitsweges wuchert Suburbia. Die Resthöfe zwischen den alten Bäumen sind längst nicht mehr allein.
Bauern verkaufen ihre Äcker, es werden neue Baugebiete erschlossen, Pflöcke werden in den Boden getrieben, Leinen gespannt, Parzellen abgesteckt und Traumhäuser gebaut. Im Neubaugebiet wird an einigen Dachstühlen noch gezimmert, während sich die Muttis aus den schon bewohnten Häusern abends bereits zum Nordic Walking treffen und zu viert nebeneinander schnatternd die Landstraße entlangstöckeln. Die erschrecken sich zu Tode, wenn man die Unverschämtheit besitzt, zu klingeln und vorbeizuwollen. Das hier ist ihr Naherholungs- und Freizeitpark.
Unter den Reifen der schweren Baumaschinen bröckelt der Asphalt der alten Landstraße. Die braucht bald sowieso niemand mehr, denn jetzt wird eine neue Zufahrtstraße gebaut. Es gibt sogar mehrere Kreisverkehre, damit sich in der vorstädtischen Rushhour keine Autoschlange bis ins verkehrsberuhigte Wohngebiet staut. Das fein säuberlich geplante Netz aus rotgepflasterten Sackgassen benötigt Entlastung, noch ehe Belastung entsteht.
Bislang konnte ich das mit feisten Einfamilienhäusern bebaute Areal noch gut umfahren, aber bald kommen auch hier die Hundehäufchen, und wenn Papi morgens den Junior in die Kita karrt, wird die Straße für seinen BMW-SUV und mich auf dem Fahrrad zu schmal werden. Aber dann gibt es zu meinem unverschämten Glück dort vermutlich einen doppelt und dreifach gesicherten separaten Radweg mit gekennzeichneten Straßenübergängen.
Ich will nicht teilen. Die dicht über die wogenden Felder fliegenden Mauersegler, die Nilgänse am Kanal und die Graureiher in der Wiese, der endlose Himmel - das alles passt nicht zu dieser sterilen Yuppie-Familiensiedlung mit ihren manikürten Vorgärten, Spiel- und Sportplätzen und den eingezäunten Privaträumen, den Discountern auf der grünen Wiese und den Sichtschutzwällen.
Das Gefühl meiner Abneigung ist mehr als der Dünkel des authentischen Landlebens (das es ohnehin nicht mehr gibt). Mich erschreckt der Mangel an Gewachsenem, die totale Begradigung, das Abschleifen von Ecken und Winkeln in der Landschaft, das Sterben wilder Hecken und matschiger Gräben. Alles wird kanalisiert, schubladisiert, beschildert, und der Regen wird künftig im Regenauffangbecken aufgefangen.
Irgendwann werden sie die alten Bauernhäuser an den Rändern der gefräßigen Vorstadt auch noch abreißen, und dann werde ich um eingesunkene Dächer und Brennesselgärten trauern.
Zwischen hohen, alten Eichen liegen die neu bewohnten Reste von Bauernhöfen. Unter meinem Reifen knirscht Kies, ich kurve um Schlaglöcher herum.
Ein paar hundert Meter, bevor ich in die kleine Allee einschere, die im Gewerbegebiet mündet, läuft jeden Morgen eine Schar Hühner frei herum, komplett mit Hahn. Ich muss an keiner Ampel warten und komme mit ausgelüftetem Kopf bei der Arbeit an. Abends ist die Fahrt wie ein Balsam für die Seele, die vom Bildschirm angestrengten Augen ruhen sich aus und schweifen in die Ferne, der Takt verlangsamt sich und ich atme durch.
Die Umgebung hier ist prächtig. Aber zuerst muss ich durch die Naherholungszone, die sich an mein Stadtviertel anschließt. Ich dachte anderthalb Wochen lang, es sei schön, den Weg direkt am Wasser zu nehmen. Dann hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Dutzend Hundebesitzer dieselbe Ansicht vertritt und die Grünstreifen links und rechts des meterbreiten Fußwegs am Kanal für optimal hält, um Fiffi und Cäsar zur Kackrunde auszuführen. Sie spannen ihre Flexileinen kreuz und quer über den Weg, und manche reagieren nicht einmal mehr auf Klingeln. Sie schleifen ihre Hunde nur dann zu sich zurück, wenn die Gefahr einer Kollision besteht.
Klingt ganz amüsant, aber das ist Suburbia, und das widert mich an. Da bin ich Misanthrop. Ich will meine heile Welt, und da passen mir Hundehaufen nicht ins Konzept, und auch nicht neben Sitzbänken abgestellte Bierflaschen und von Randstreifenmähern zerfräste Plastiktüten.
Auch am anderen Ende meines Arbeitsweges wuchert Suburbia. Die Resthöfe zwischen den alten Bäumen sind längst nicht mehr allein.
Bauern verkaufen ihre Äcker, es werden neue Baugebiete erschlossen, Pflöcke werden in den Boden getrieben, Leinen gespannt, Parzellen abgesteckt und Traumhäuser gebaut. Im Neubaugebiet wird an einigen Dachstühlen noch gezimmert, während sich die Muttis aus den schon bewohnten Häusern abends bereits zum Nordic Walking treffen und zu viert nebeneinander schnatternd die Landstraße entlangstöckeln. Die erschrecken sich zu Tode, wenn man die Unverschämtheit besitzt, zu klingeln und vorbeizuwollen. Das hier ist ihr Naherholungs- und Freizeitpark.
Unter den Reifen der schweren Baumaschinen bröckelt der Asphalt der alten Landstraße. Die braucht bald sowieso niemand mehr, denn jetzt wird eine neue Zufahrtstraße gebaut. Es gibt sogar mehrere Kreisverkehre, damit sich in der vorstädtischen Rushhour keine Autoschlange bis ins verkehrsberuhigte Wohngebiet staut. Das fein säuberlich geplante Netz aus rotgepflasterten Sackgassen benötigt Entlastung, noch ehe Belastung entsteht.
Bislang konnte ich das mit feisten Einfamilienhäusern bebaute Areal noch gut umfahren, aber bald kommen auch hier die Hundehäufchen, und wenn Papi morgens den Junior in die Kita karrt, wird die Straße für seinen BMW-SUV und mich auf dem Fahrrad zu schmal werden. Aber dann gibt es zu meinem unverschämten Glück dort vermutlich einen doppelt und dreifach gesicherten separaten Radweg mit gekennzeichneten Straßenübergängen.
Ich will nicht teilen. Die dicht über die wogenden Felder fliegenden Mauersegler, die Nilgänse am Kanal und die Graureiher in der Wiese, der endlose Himmel - das alles passt nicht zu dieser sterilen Yuppie-Familiensiedlung mit ihren manikürten Vorgärten, Spiel- und Sportplätzen und den eingezäunten Privaträumen, den Discountern auf der grünen Wiese und den Sichtschutzwällen.
Das Gefühl meiner Abneigung ist mehr als der Dünkel des authentischen Landlebens (das es ohnehin nicht mehr gibt). Mich erschreckt der Mangel an Gewachsenem, die totale Begradigung, das Abschleifen von Ecken und Winkeln in der Landschaft, das Sterben wilder Hecken und matschiger Gräben. Alles wird kanalisiert, schubladisiert, beschildert, und der Regen wird künftig im Regenauffangbecken aufgefangen.
Irgendwann werden sie die alten Bauernhäuser an den Rändern der gefräßigen Vorstadt auch noch abreißen, und dann werde ich um eingesunkene Dächer und Brennesselgärten trauern.
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