... später
Dienstag, 20. September 2011
Abflug!
Am 20. Sep 2011 im Topic 'Eingefangen'
Marmeladen-Massaker
Am 20. Sep 2011 im Topic 'Hoch- und Niedrigwasser'
Der Garten ist zu rund 80 Prozent ein Ziergarten. Zwischen dem Unkraut wachsen Funkien und Chinaschilf, Frauenmantel, Zaubernuss, Lupinen und lilafarbene Iris. Das Kräuterbeet leidet unter einem deutlichen, wörtlich zu nehmenden Übergewicht des sehr alten Lavendelstocks, der, so plane ich, demnächst das Zeitliche segnen wird. Dann hat der ohnehin schon forsche Thymian noch mehr Platz, sich auszubreiten. Ich gebe mir keine übertrieben große Mühe mit der Instandhaltung, was eigentlich ein bisschen schade ist. Andererseits war mir diese spießbürgerliche Mentalität, derzufolge im Garten alles hundertprozentig gerade zu stehen hat und der Rasen mit der Nagelschere geschnitten wird, immer zuwider. Also wachsen aus meinem Rasen Löwenzahn, Hornveilchen und hinter der Garage rosa Stockrosen in der fünften Generation.
Die roten Johannisbeeren fallen jedes Jahr den Vögeln anheim, bevor sie auch nur reif genug sind, um sie zu pflücken. Ich fechte da auch keine Kämpfe aus. Ich mag keine Gardinen über den Büschen, da überlasse ich lieber die Ernte dem Flügelvolk. Hingegen der Holunder, der vom Nachbargrundstück aus durch den Maschendraht wächst und dort allenfalls seine Wurzeln hat, sich mit allen restlichen Bestandteilen aber dauerhaft bei uns aufhält, trägt im Frühjahr üppige, duftende Blütendolden und ergo um diese Zeit traubenweise schwarze Beeren. Da sie mir sozusagen in den Mund wachsen, wäre es vermessen gewesen, sie einfach hängen zu lassen.
Für mein Rezept brauchte ich zwei Kilo, und die gab der verwegene Strauch gerade her. Dreieinhalb Dolden blieben für die Vögel hängen. Zwei bis drei kleine Gläser Holunder-Apfel-Gelee sollten dabei herauskommen. Es war erste Mal in meinem Leben überhaupt, dass ich Marmelade gekocht habe, ich war also unerfahren und unbeholfen, quasi Marmeladen-Jungfrau. Angesichts dieser Umstände (und der Tatsache, dass nirgendwo Gelierzucker 1:1 aufzutreiben war - gibt's den überhaupt?) ist das Ergebnis recht gut geworden. Die Haltbarkeit des Eingemachten muss sich allerdings erst noch erweisen.
Das Gepflückte musste erst einmal von seinen Bewohnern befreit werden. Kräftiges Schütteln sowie das Abrebeln der Beeren mit der Gabel förderten geschätzte siebenundzwanzig Ohrenkneifer, sechs grüne Wanzen und etliche kleine Spinnen zutage. Die Belegschaft wurde samt und sonders wieder nach draußen entlassen. Dann die unreifen Beeren aussortiert - übrig blieben zwei Schüsseln voll schwarzem Gartenkaviar, der sich ausgesprochen schön anfühlte. Dazu zwei Holsteiner Cox geschält und gewürfelt, zwei Zitronen ausgepresst, Gläser und Deckel abgekocht - drei, wie es im Rezept stand...
Skeptisch war ich schon vor Beginn der Aktion angesichts der Tatsache, dass ein Liter Saft samt Äpfeln in diesen Gläschen seinen Platz finden sollte. Was dann auch nicht gelang und mich während des Kochvorgangs das gesamte Haus hektisch nach weiteren übriggebliebenen sauberen Pesto-, Apfelmus- und Honiggläsern absuchen ließ. Wohl dem, der eine Küchenschürze hat! Natürlich kochte mir das Ganze über, was einen blutroten See verursachte, der über das Ceranfeld auf die Arbeitsplatte lief und dort gelierte. Aufsaugen mit Küchentüchern war unmöglich.
Auch sonst habe ich ziemlich geschmiert, mir die Finger an den heißen Gläsern verbrannt und die Küche richtig, richtig auf den Kopf gestellt. Das alles ist aber nichts gegen das Wohlgefühl, das sich mit dem fruchtigen Duft einstellte, der die Küche erfüllte.
Dieses Duftes wegen mied der Gatte die Küche - er hat es nicht so mit Fruchtigem. Aber sobald alles unter Dach und Fach (in diesem Fall unter Deckel) war, hat er sich auch wieder hergetraut. Ich fühlte mich erinnert an die spätsommerlichen Brombeer-Sammelaktionen, die meine Schwester und ich gemeinsam mit meiner Mutter unternahmen. Hinterher kochte sie aus den gesammelten Früchten Dutzende Gläser Brombeergelee, das als Brotaufstrich genau so lange bei uns beliebt war, bis irgendwann dann Nuss-Nougat-Creme Einzug auf dem Frühstückstisch hielt.
Heute habe ich mir den Industrie-Geschmack weitestgehend wieder abgewöhnt und freue mich über das selbstgemachte Gelee, wie auch auf die nächsten drei Gläser heimischen Honigs, die ich demnächst von unserem Imker-Freund bekommen werde. Dazu eine Scheibe Rosinenweggen, und das Glück ist perfekt. Wer sowas haben kann, braucht sich nicht über den mangelnden Fruchtgehalt in Joghurts und Fruchtgummis aufregen. Es schmeckt einfach nach mehr.
Die roten Johannisbeeren fallen jedes Jahr den Vögeln anheim, bevor sie auch nur reif genug sind, um sie zu pflücken. Ich fechte da auch keine Kämpfe aus. Ich mag keine Gardinen über den Büschen, da überlasse ich lieber die Ernte dem Flügelvolk. Hingegen der Holunder, der vom Nachbargrundstück aus durch den Maschendraht wächst und dort allenfalls seine Wurzeln hat, sich mit allen restlichen Bestandteilen aber dauerhaft bei uns aufhält, trägt im Frühjahr üppige, duftende Blütendolden und ergo um diese Zeit traubenweise schwarze Beeren. Da sie mir sozusagen in den Mund wachsen, wäre es vermessen gewesen, sie einfach hängen zu lassen.
Für mein Rezept brauchte ich zwei Kilo, und die gab der verwegene Strauch gerade her. Dreieinhalb Dolden blieben für die Vögel hängen. Zwei bis drei kleine Gläser Holunder-Apfel-Gelee sollten dabei herauskommen. Es war erste Mal in meinem Leben überhaupt, dass ich Marmelade gekocht habe, ich war also unerfahren und unbeholfen, quasi Marmeladen-Jungfrau. Angesichts dieser Umstände (und der Tatsache, dass nirgendwo Gelierzucker 1:1 aufzutreiben war - gibt's den überhaupt?) ist das Ergebnis recht gut geworden. Die Haltbarkeit des Eingemachten muss sich allerdings erst noch erweisen.
Das Gepflückte musste erst einmal von seinen Bewohnern befreit werden. Kräftiges Schütteln sowie das Abrebeln der Beeren mit der Gabel förderten geschätzte siebenundzwanzig Ohrenkneifer, sechs grüne Wanzen und etliche kleine Spinnen zutage. Die Belegschaft wurde samt und sonders wieder nach draußen entlassen. Dann die unreifen Beeren aussortiert - übrig blieben zwei Schüsseln voll schwarzem Gartenkaviar, der sich ausgesprochen schön anfühlte. Dazu zwei Holsteiner Cox geschält und gewürfelt, zwei Zitronen ausgepresst, Gläser und Deckel abgekocht - drei, wie es im Rezept stand...
Skeptisch war ich schon vor Beginn der Aktion angesichts der Tatsache, dass ein Liter Saft samt Äpfeln in diesen Gläschen seinen Platz finden sollte. Was dann auch nicht gelang und mich während des Kochvorgangs das gesamte Haus hektisch nach weiteren übriggebliebenen sauberen Pesto-, Apfelmus- und Honiggläsern absuchen ließ. Wohl dem, der eine Küchenschürze hat! Natürlich kochte mir das Ganze über, was einen blutroten See verursachte, der über das Ceranfeld auf die Arbeitsplatte lief und dort gelierte. Aufsaugen mit Küchentüchern war unmöglich.
Auch sonst habe ich ziemlich geschmiert, mir die Finger an den heißen Gläsern verbrannt und die Küche richtig, richtig auf den Kopf gestellt. Das alles ist aber nichts gegen das Wohlgefühl, das sich mit dem fruchtigen Duft einstellte, der die Küche erfüllte.
Dieses Duftes wegen mied der Gatte die Küche - er hat es nicht so mit Fruchtigem. Aber sobald alles unter Dach und Fach (in diesem Fall unter Deckel) war, hat er sich auch wieder hergetraut. Ich fühlte mich erinnert an die spätsommerlichen Brombeer-Sammelaktionen, die meine Schwester und ich gemeinsam mit meiner Mutter unternahmen. Hinterher kochte sie aus den gesammelten Früchten Dutzende Gläser Brombeergelee, das als Brotaufstrich genau so lange bei uns beliebt war, bis irgendwann dann Nuss-Nougat-Creme Einzug auf dem Frühstückstisch hielt.
Heute habe ich mir den Industrie-Geschmack weitestgehend wieder abgewöhnt und freue mich über das selbstgemachte Gelee, wie auch auf die nächsten drei Gläser heimischen Honigs, die ich demnächst von unserem Imker-Freund bekommen werde. Dazu eine Scheibe Rosinenweggen, und das Glück ist perfekt. Wer sowas haben kann, braucht sich nicht über den mangelnden Fruchtgehalt in Joghurts und Fruchtgummis aufregen. Es schmeckt einfach nach mehr.
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