Sturmflut
Lästereien
Was für ein Knüller! Ausgerechnet die Institution, die wirkliche Verstöße gegen geltendes Recht in ihren eigenen Reihen verheimlicht, Täter lediglich hinter verschlossenen Türen verschwinden lässt und Angelegenheiten von öffentlichem Interesse kurzerhand mal intern regelt, maßt sich doch tatsächlich an, einen Straftatbestand der "Gotteslästerung" in unserem Land zu fordern.

Dass die mit Ironie und Satire nicht umgehen können, habe ich schon irgendwie geahnt. Aber was soll das eigentlich sein, "heilige Personen, heilige Schriften, Gottesdienste und Gebete sowie heilige Gegenstände und Geräte aller Religionen"? Richtig - Auslegungssache! Im Grunde wird also ein Blanko-Straftatbestand gefordert, und was "heilig" ist, entscheidet der Beleidigte nach Bedarf selbst. Fügen wir dem doch einfach auch noch einen eigenen Absatz zum Thema "Ehre" hinzu. Und "Anstand". Und "Moral". Und... Lang lebe die Meinungsfreiheit!

Ob die "Titanic" den Gag auf Teufel komm' raus hätte bringen müssen, ist fraglich. Aber wenn sich die katholische Kirche durch die Geschmacklosigkeiten der "Titanic" beleidigen lässt, zeigt sie sich damit ebenso weinerlich und empfindlich wie diejenigen, die nach Erscheinen der Mohammed-Karrikaturen mit dem Hasspredigen anfingen. Ich entscheide, wer mich beleidigt - das gilt auch hier, und eine solche Reaktion sagt mehr über den Beleidigten aus als über den Beleidiger. Über Geschmack lässt sich streiten, und das kann und sollte man auch.

In dieser Angelegenheit nach dem Gesetz zu rufen, finde ich schlichtweg infantil. Dieses Kind hält seinen Sandkasten immer noch für das ganze Universum. Und wehe, einer wirft mit Sand!